Chemische Verfahren

Der Bereich konzentriert sich auf die verfahrenstechnische Entwicklung chemischer Prozesse zur Herstellung von biobasierten Grund- und Feinchemikalien für eine Weiterverarbeitung in der chemischen, pharmazeutischen oder Lebensmittelindustrie.

Hierbei spielt neben neuen Verfahrenskonzepten auch die Optimierung der Rohstoff- und Energieeffizienz bestehender Prozesse eine wichtige Rolle.

Etablierte Verfahren können angepasst und unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten optimiert werden.

Dabei betrachten wir nicht nur biobasierte Rohstoffe oder die chemische Konversion von Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid, sondern untersuchen auch Verfahren zur Herstellung petrochemischer Produkte.

Aktuelle Forschungsthemen

  • Funktionalisierung von Lignin zu aromatischen Molekül-Bausteinen (z. B. mittels basenkatalytischer Spaltung oder Oxidation)
  • Katalytische Hydrierung biogener Substrate
  • Kontinuierliche Oligomerisierungen von Olefinen
  • Verfahrenstechnische Entwicklung und Skalierung chemischer Prozesse zur Konversion von CO2 und H2 zu Grundchemikalien, Brenn- und Kraftstoffen

Leistungsangebot

Das Leistungsspektrum reicht von der Abbildung der Prozessparameter im Labormaßstab bis hin zur Skalierung in den Pilotmaßstab. Mit dem installierten Equipment können auch apparate- und verfahrenstechnisch anspruchsvolle Umsetzungen unter hohen Drücken (350 bar) und Temperaturen (bis 500 °C) realisiert werden. Zu nennen sind beispielsweise Gasphasenreaktionen mit Wasserstoff, Sauerstoff oder Ammoniak sowie Reaktionen in Gegenwart von brennbaren Substanzen, in stark alkalischem oder saurem Milieu oder in nah- und überkritischer wässriger Phase.

Prozess- und Anlagenauslegung für die Pilotierung

Mithilfe moderner Simulationstools (ASPEN) werden die entwickelten Verfahren, gemeinsam mit unseren Projektpartnern, hinsichtlich Energie- und Rohstoffeffizienz bewertet und dadurch die Weiterentwicklung unterstützt. Die Pilotierung der Prozesse erlaubt zudem, relevante Produktmengen herzustellen, etwa für eine Bemusterung oder die Validierung der Stoffströme für nachfolgende Prozessschritte.

Wertschöpfung aus Lignin

© Sven Döring
Organosolv-Lignin nach Fällung und Filtration auf der Filterpresse.

Um Bioraffinerien nachhaltig und wirtschaftlich betreiben zu können, ist die Umwandlung von Lignin in hochwertige Produkte unerlässlich.

Grundbausteine des Lignins bilden substituierte Phenole, vor allem Guaiacol, Syringol und p-Hydroxyphenol, deren Anteil je nach Holzart variiert. Wir untersuchen und skalieren verschiedene Verfahren zur Modifikation und Depolymerisation von Lignin, welche die Struktur und Funktionalität von Lignin erhalten oder steigern.

Lignin – Nachhaltige Quelle für neue Werkstoffe oder aromatische Chemikalien

So werden neue, bisher nicht zugängliche aromatische Strukturen mit neuen Funktionalitäten und damit einem neuen Leistungsspektrum identifiziert, die in einer Vielzahl von industriellen Anwendungen eingesetzt werden können: von der Herstellung von Fasern und faserverstärkten Kunststoffen, über den Einsatz als Epoxid-/Phenolharze oder Holzschutzlasur bis zu Polyurethan-Hartschäumen.  

  • Lignine
    • Organosolv-Lignin
    • Lignoboost-Kraft-Lignin
    • Lignosulfonat
  • Oligomere aus der basenkatalytischen Depolymerisation von Lignin
    • Oligomere aus Lignoboost-Kraft-Lignin
    • Oligomere aus Lignosulfonat
    • Oligomere aus Organosolv-Lignin
  • Monomerhaltige Öle aus Lignin
  • Modifikation von Lignin und Lignin-Oligomeren
    • Acrylierung von Lignin zu reaktiven Ligninderivaten
    • Oxidative Depolymerisation zu carboxyreichen Oligomeren
    • Gewinnung von unpolaren Spaltprodukten

Bei der Spaltung von Lignin können wir die Molmasse sowie die Funktionalität der erhaltenen Oligomere und Ölfraktionen je nach Anwendungsanforderung einstellen. Unternehmen stellen wir je nach gewünschter Spezifikation Oligomere und Ölproben in Mustermengen zur Verfügung und unterstützen auch bei anwendungstechnischen Untersuchungen.

 

Broschüre »Stoffliche Nutzung von Lignocellulose«

Verfahrensentwicklung und Skalierung

Nutzung von Pflanzenölen

Heimische pflanzliche Öle stellen eine alternative Rohstoffquelle zu fossilen Ressourcen dar. Wir entwickeln und optimieren Verfahren zur Aufbereitung der Öle, Gewinnung von Synthesebausteinen und deren Weiterarbeitung beispielsweise zu Epoxidharzen, Hydrophobierungsmitteln, Aminen oder Schmierstoffen.

Biogene Epoxidharzsysteme

Bisher basieren Klebstoffe, die aus einer Harz- und einer Härterkomponente bestehen wie duroplastische Epoxidharze, auf Erdölbasis. Eine Alternative für die Harzkomponente sind Pflanzenölepoxide, beispielsweise aus Lein- oder Drachenkopföl. Durch Verwendung biobasierter Säuren als Härterkomponente konnten wir ein Epoxidharz mit einem biogenen Anteil von 85 Prozent und einer Aushärtezeit unter 5 Minuten bei Raumtemperatur erhalten.

Strombasierte Kraftstoffe und Chemikalien

Windrad und Solarzellen.

Power‑to‑X‑Vorhaben rücken im Zuge der Energiewende immer mehr in den Fokus der Forschung, da Überschussstrom aus der regenerativen Energieerzeugung auch für die elektrochemische Herstellung von Grundchemikalien eingesetzt werden kann. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist damit nicht mehr nur auf den Stromsektor beschränkt, sondern weitet sich zunehmend auch auf den Chemiesektor aus. Auf diese Weise können bisher chemisch aus Erdöl und Erdgas gewonnene Moleküle durch chemisch gleiche Moleküle substituiert werden, die aus CO2, Wasser und erneuerbarer Energie gewonnen werden.

Ein aktueller Schwerpunkt ist die Nutzung von »grünem« Wasserstoff in nachhaltigen Syntheseprozessen, z. B. zur chemokatalytischen Konversion von CO2 in Plattformchemikalien und Brenn- oder Kraftstoffe.

Synthese von grünem Methanol im Kundenauftrag

Im Projekt SynLink wurde am Fraunhofer CBP ein Prozess zur Herstellung von Methanol als Kraftstoff aus elektrolytisch erzeugtem CO2‑reichem Synthesegas entwickelt und pilotiert. Damit hat das Fraunhofer CBP die Kompetenzen, Methanolsynthesen für interessierte Unternehmen und Organisationen im Labor- als auch im Pilotmaßstab durchzuführen.

Fraunhofer Hydrogen Lab Leuna

Am Chemiestandort Leuna werden Technologien zur Erzeugung von grünem Wasserstoff mit einer exzellenten Infrastruktur an Gaspipelines und Gasspeichern verknüpft.

Chemische Nutzung von grünem H2

In Partnerschaft mit dem CBP kann der im Hydrogen Lab Leuna erzeugte grüne Wasserstoff vor Ort für die nachhaltige Synthese von chemischen Grund- und Kraftstoffen genutzt werden.

Referenzprojekte

Flexibilisierung der Chemieindustrie