Abwasseraufbereitung mit Mykorrhiza – russisch-deutsches Pilotprojekt gestartet

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Dank eines Stipendiums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) erforscht die russische Nachwuchsforscherin Olesia Dolganova nun die Nutzung von Mykorrhiza – einer Symbiose von Pilzen und Pflanzen – für die Abwasserreinigung. Das binationale Forschungsprojekt wird auf deutscher Seite vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB unterstützt.

Als neue wissenschaftliche Mitarbeiterin des Straubinger Institutsteils »Bio-, Elektro- und Chemokatalyse BioCat« des Fraunhofer IGB widmet sich die russische Ingenieurin Olesia Dolganova der Erfoschung phytotechnologischer Ansätze für die Abwasserreinigung.

Die Phytotechnologie bezeichnet die Anwendung von Pflanzen in Wissenschaft und Technik. Sie bietet die Möglichkeit, Kläranlagen zu konstruieren, die auf sich selbst reinigenden Gewässern basieren. Überwasserpflanzen, die Wasserflora und Mikroorganismen sorgen hier im Zusammenspiel für eine natürliche Abwasserbehandlung.

Im Speziellen untersucht Dolganova das Potenzial von Mikorrhiza, der Symbiose von Pflanzen und Pilzen, in Pflanzenkläranlagen. Hierbei verbinden sich die Pilze mit dem Feinwurzelwerk ihrer pflanzlichen Wirte und vergrößern auf diese Weise die Oberfläche des Wurzelsystems. Das ermöglicht es den Pflanzen, mehr (Nähr-)Stoffe aus dem Boden und aus Wasser aufzunehmen. Dieses Prinzip soll nun dazu genutzt werden, um die Leistungsfähigkeit von Pflanzenkläranlagen zu steigern.

In einem russisch-deutschen Pilotprojekt wird nun in der Nähe von Kaliningrad eine Testanlage errichtet. Hierfür hatte sich Dolganova beim russischen UMNIK-Förderprogramm beworben. Dieses wird vom Russischen Fonds für die Unterstützung kleiner innovativer Unternehmen (FASIE) ausgeschrieben, der wiederum im Rahmen der »Strategischen Partnerschaft auf dem Gebiet der Bildung, Forschung und Innovation« mit dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung kooperiert.

Das UMNIK-Programm unterstützt begabte junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwischen 18 und 28 Jahren bei der Entwicklung von neuen Technologien. Mit dem Fördergeld soll ihnen eine Unternehmensgründung ermöglicht werden. Im Falle von Dolganova, die am 29. April in Kaliningrad den UMNIK-Förderpreis erhalten hat, fließt der damit verbundene Geldbetrag von 400 000 Rubel (zirka 6400 Euro) in die Einrichtung der Pflanzenkläranlage.

In Kaliningrad, an der Staatlichen Technischen Universität, hatte die Nachwuchsforscherin ihren Abschluss als Ingenieur im Bereich »Nutzung und Schutz von Wasserressourcen« erworben. Dank des DBU-Stipendiums kann sie nun ihre Forschung für das russisch-deutsche Pilotprojekt am Institutsteil Straubing des Fraunhofer IGB fortführen. Dort wird sie von deutscher Seite aus von Dr. Tobias Gärtner betreut, dem Leiter der BioCat-Forschungsgruppe »Chemische Katalysatoren Design und Entwicklung«.

BioCat war im Jahr 2008 zunächst als Projektgruppe des in Stuttgart ansässigen Fraunhofer IGB eingerichtet worden. Nach einer positiven Evaluierung und der Aufnahme in die Bund-Länder-Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft Ende 2014, führt die Straubinger Arbeitsgruppe ihre Arbeit inzwischen als dauerhafter Institutsteil weiter. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung neuer chemischer und biologischer Katalysatoren und deren Anwendung in technisch-synthetischen und elektrochemischen Verfahren.