Nano- und mikrostrukturierte Beschichtung mittels Plasmatechnologie
In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt »Nanodyn« haben wir wasserabweisende mikro- und nanostrukturierte Schichten entwickelt, auf denen Wasser auch bei Temperaturen unter Null Grad flüssig bleibt. Das heißt, die Eisbildung wird weitgehend unterbunden. Der Grund: Die Schichten bieten dem Wasser, das gefrieren will, keine Kristallisationskeime auf der Oberfläche und es verbleibt in einem »stark unterkühlten« (engl. supercooled) Zustand. Selbst wenn das Wasser gefriert, vermindert unsere Anti-Eis-Ausrüstung die Haftung von Eis um mehr als 90 Prozent gegenüber der unbeschichteten Oberfläche. Diese Art von Beschichtung kann auf eine Vielzahl von Oberflächen übertragen werden. Die zu modifizierende Oberfläche wird hierzu in eine Vakuumkammer geführt, in der ein sogenanntes Plasma die Oberfläche modifiziert.
Abscheidung auf selbstklebende PU-Folie – Anti-Eis-Folie
Für eine einfache Handhabung scheiden wir die strukturierten Anti-Eis-Schichten mittels Plasmatechnologie auch auf selbstklebende Kunststofffolien aus schlag- und stoßfestem Polyurethan (PU) ab. Die Bauteile können dann einfach mit der Anti-Eis-Folie beklebt werden.
Tintenstrahl-Druckverfahren
Das Fraunhofer IGB arbeitet zudem an Tintenstrahl-Druckverfahren, um Oberflächen großflächig und strukturiert zu beschichten und die Benetzungseigenschaften kundenspezifisch einzustellen. Das Vorbild ist hierbei die Natur: mittels diesem Verfahren lassen sich biomimetische Oberflächen erzeugen.
Mikrostruktur durch Prägeverfahren
Zur Einbringung einer Mikrostruktur, die ebenfalls Anti-Eis-Eigenschaften erzeugt, in die Folienoberflächen werden diese mit Prägeverfahren modifiziert. Durch das Prägen ist es möglich, Topograpien mit großem Aspektverhältnis (Verhältnis Höhe einer Struktur zu ihrer lateralen Ausdehnung) flächig zu erzeugen. Diese Strukturen werden dann in nachfolgenden Prozessen zusätzlich mit weiteren spezifischen Anti-Eis-Ausrüstungen versehen. Dies kann die oben erwähnte passiv wirkende Anti-Eis-Beschichtung mittels Plasmaverfahren sein, zum anderen aktiv heizbare Oberflächenlackierungen.
Kombinierte Beschichtungen
Um eine effektive aktive und passive Anti-Eis-Ausrüstung zu erzielen, können die Beschichtungen auch kombiniert werden. Die Anti-Eis-Oberflächenfunktionalisierung kann mit dieser Kombination intelligent auf die sich verändernden Umgebungsbedingungen reagieren.
Anwendungen
Die Einsatzgebiete von Anti-Eis-Schichten sind vielfältig: Außer auf Flugzeugflügeln können Sie beispielsweise auch auf Windenergieanlagen, die aufgrund von Vereisung im Winter stehen bleiben oder unwuchtig laufen, auf Solarpaneelen, auf Strom-Freileitungen, auf Gebäudeteile, auf Textilien oder Sportgeräte aufgebracht werden. Eine einfach zu applizierende und jederzeit austauschbare Anwendung könnte sich ebenfalls auch auf Kühlaggregaten oder in Kühlschränken anbieten.