Wasserreinigung mit Plasmen

Atmosphären-Wasserplasma als Demoanlage.
© Fraunhofer IGB
Atmosphären-Wasserplasma als Demoanlage.
Plasmareaktor: Durch Anlegen von Spannung an der Kupferelektrode entsteht ein Plasma. Kontaminiertes Wasser wird nach oben gepumpt und fließt in einem Spalt durch die Zone mit der Plasmaentladung wieder nach unten. Dabei werden die PFAS angegriffen.
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Plasmareaktor: Durch Anlegen von Spannung an der Kupferelektrode entsteht ein Plasma. Kontaminiertes Wasser wird nach oben gepumpt und fließt in einem Spalt durch die Zone mit der Plasmaentladung wieder nach unten. Dabei werden die PFAS angegriffen.
Detaildarstellung eines koaxialen DBD-Reaktors mit Wasserfilm.
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Detaildarstellung eines koaxialen DBD-Reaktors mit Wasserfilm.

Ihre Herausforderung

Schwer abbaubare Substanzen, beispielsweise Medikamentenrückstände, Pestizide, Herbizide sowie Chemikalien in Industrieabwässern können in der sogenannten vierten Reinigungsstufe über erweiterte Oxidationsprozesse (Advanced Oxidation Processes, AOP) mit oxidierenden Substanzen wie Ozon und Wasserstoffperoxid sowie UV-Bestrahlung entfernt werden. Diese Reinigungsverfahren benötigen jedoch zumeist chemische Zusätze, die als Gefahrstoff gelten, passend dosiert werden müssen und fachgerecht zu entsorgen sind.

 

Unser Lösungsansatz

Der Einsatz von Plasmaverfahren, die auch zu den AOP (advanced oxidation processes) zählen, kann eine umweltschonende und kostengünstige Alternative darstellen. In einem Plasma werden durch Anlegen einer elektrischen Spannung aus der umgebenden Luft und dem Luftsauerstoff Ionen, hochreaktive kurzlebige Radikale und kurzwellige Strahlung gebildet, die die Abwasserinhaltsstoffe abbauen.

 

Vorteile des Plasmaverfahrens

Damit entfällt der Einsatz von zusätzlichen Chemikalien und deren Entsorgung, da die Reaktivteilchen erst während der Entladung erzeugt werden und aufgrund ihrer hohen Reaktivität schnell mit den wassergelösten Schadstoffen abreagieren. Da keine Barriere zwischen Plasma und dem zu reinigenden Medium besteht, ist das Verfahren nahezu wartungsfrei und zeichnet sich durch eine hohe Standzeit aus.  

 

Ergebnisse

Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts »WaterPlasma« konnte in Kooperation mit verschiedenen Partnern gezeigt werden, dass Schadstoffe wie Atrazin, Lindan, 2,4-Dibromphenol und Chlorfenvinfos (Pestizid) sowie Cyanide sehr schnell und effektiv in einem offenen Plasmareaktor abgebaut werden.

Im Rahmen des BMBF-Vorhabens »WasserPlasmax« wurde der Abbau von perfluorierten Tensiden (PFAS) sowie verschiedenen Pharmaka wie Carbamazepin und Dicophenac an Laborproben mit unterschiedlichen Reaktorsystemen gezeigt.

Im Projekt »AtWaPlas« wurde der Abbau von poly- und perfluorierten Chemikalien (PFAS) aus realem Grund-, Sicker- und Waschwasser mit einem Atmosphären-Wasserplasma analysiert. Durch die Bildung von kurzlebigen Spezies mit hoher Energie und zahlreichen OH-Radikalen im Plasma ist es möglich, die stabilen C-F-Verbindungen der PFAS aufzubrechen. Mit unserer Technikumsanlage (TRL 5) haben wir die Wasserreinigung mittels Plasmabehandlung an realen Wasserproben untersucht und dabei sehr gute Abreinigungsergebnisse bei einer hohen Energieeffizienz im Plasmaprozess von bis zu 15 mg/kWh für PFAS-haltige Wasserproben erzielt.

 

Anwendungen

Der Einsatz von Plasmaverfahren ist für den Abbau von Pharmarückständen, Zyaniden, Pestiziden, PFAS usw. geeignet. Auch Mikroorganismen können mit Plasmaverfahren abgetötet werden. Die Plasmaverfahren können so gezielt auf die Trinkwasseraufbereitung, die Prozesswasserreinigung, die Behandlung von Ballastwasser usw. angepasst werden.

Auf internationaler Ebene, besonders in Asien und den USA, zielen viele Forschungsaktivitäten der Wasserbehandlung auf Anwendungen in der Landwirtschaft ab.

Unser Leistungsangebot

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  • Untersuchung des Schadstoffabbaus mit verschiedenen Plasmaprozessen im Labormaßstab
  • Bestimmung der Abbaueffizienz
  • Charakterisierung von Abbauprodukten
  • Skalierung der Prozesse

Diese Arbeiten führen wir gerne im Kundenauftrag oder im Rahmen von Förderprojekten durch.

 

Zusammenarbeit

Für die Weiterentwicklung des Verfahrens zur Entfernung von PFAS aus Grund-, Sicker- und Waschwasser sind wir an einer Zusammenarbeit mit betroffenen Akteuren interessiert, um die Plasmaprozessparameter für den jeweiligen Problemfall hinsichtlich des Reinigungsergebnisses zu optimieren. Ziel ist eine Demonstrationsanlage, die sich für den dezentralen Einsatz im Freifeld unter realen Randbedingungen eignet.

 

Produktblatt »Plasmaverfahren zur Wasserreinigung«

Referenzprojekte

AtWaPlas –

Aufbereitung und Rückgewinnung PFC-belasteter Wässer mittels Atmosphären-Wasserplasma-Behandlung

 

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) haben wegen ihres breiten industriellen Einsatzes (u. a. als Lösch- und Netzmittel) an zahlreichen Standorten Grundwasser und Böden verunreinigt. Herkömmliche Sanierungsverfahren sind aufwändig und kostspielig. Im Projekt AtWaPlas soll daher ein neues Verfahren zur Eliminierung von PFC aus Grund-, Sicker- und Waschwasser entwickelt werden, das auf einer Atmosphären-Plasmabehandlung beruht.

 

Laufzeit: Juli 2021 – Juni 2023

WasserPlasmax –

Effizienzsteigerung von Plasmaquellen für die organische Dekontamination von Wasser

 

Im Projekt WasserPlasmax wird untersucht, wie Schadstoffe im Wasser mithilfe von Plasmatechnik abgebaut werden können und ob photokatalytische Oberflächen die Abbauprozesse verstärken können. Nach Bau und Testung verschiedener Reaktorkonfigurationen soll ein Demonstrator realisiert werden, der für industrielle Anwendungsuntersuchungen zur Verfügung steht.

 

Laufzeit: August 2014 – Dezember 2015

WaterPlasma –

Dekontamination von persistenten xenobiotischen Kontaminationen in Abwasser durch Einwirkung von Atmosphärendruckplasma

 

Für die Entfernung biologisch schwer abbaubarer Substanzen kann die Verwendung von Atmosphärendruckplasmaverfahren eine umweltschonende und kostengünstige Alternative darstellen. Ziel des von der EU geförderten Projekts war daher, ein Plasmaverfahren für die Reinigung von Wasser und einen dafür geeigneten Plasmareaktor zu entwickeln.

 

Laufzeit: Januar 2011 – Dezember 2012