»Der Spurenstoff des Monats« scherzten Chemiker in der Wasseranalyse, wenn sie einen der vielen bisher unbenannten, aber wiederholt auftretenden Berge im Analysespektrum eines Kläranlagenablaufs zum ersten Mal eindeutig einer Substanz zuordnen konnten. Ist die Substanz menschengemacht und möglicherweise gesundheitsschädlich, kann das dann schon mal eine Medienwelle und, bei entsprechendem Schadenspotenzial, auch eine Messungswelle sowie politische Initiativen auslösen.
Geregelte Überwachung von Spurenstoffen im Wasser
Europaweit wird systematischer vorgegangen. Die REACH-Verordnung, Monitoring-Listen der EU, regelmäßige Berichterstattung im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie und periodisch anstehende Aktualisierungen der EU-Verordnungen für Trinkwasser und Kommunalabwasser haben Risiken von Abwasserinhaltsstoffen für Mensch und Umwelt und Gesamtsysteme im Blick. Die Grenzwerte der EU-Richtlinien werden sodann sukzessive auch in deutsches Recht übernommen. In Deutschland wurde 2021 zusätzlich das nationale Spurenstoffzentrum des Bundes gegründet, das Interessensgruppen zielorientiert zusammenbringt, um kritische Substanzen zu reduzieren.
Zahlreiche deutsche Kläranlagen bauen derzeit bereits vorsorglich eine erweiterte Wasseraufbereitungsstufe, die sogenannte vierte Stufe – üblicherweise entweder mit Ozonbehandlung und Filtration oder mit Aktivkohleadsorption, um mehr Spurenstoffe aus dem Abwasser zu entfernen. Pflicht ist dies bisher nur in der Schweiz oder an Kläranlagen, die das Wasser indirekt wieder in ein Trinkwasserreservoir einspeisen.
Doch die Listen mit zu überwachenden Substanzen werden länger und auch die Listen mit potenziell besorgniserregenden Einzelsubstanzen. Gerade wird intensiv erforscht, wie sich die eindeutig menschengemachten und nachweislich teilweise gesundheitsschädlichen per- und polyfluorierten Stoffe (PFAS) vermeiden, ersetzen und entfernen lassen.
Das IGB forscht mit und bietet unabhängige Beratung
Das Fraunhofer IGB bietet Industrie und Kommunen unabhängige wissenschaftliche Beratung zum Thema Schadstoff- und Spurenstoffentfernung. Regelmäßig erproben unsere Techniker den Abbau von biologisch nicht abbaubaren organischen Substanzen mittels Ozon- und UVC-H2O2. Denn diese Substanzen, der sogenannte harte CSB (hard COD), stehen einer internen Kreislaufführung in der Industrie sonst im Wege. Unsere Ingenieure und Wissenschaftler vergleichen diese Behandlungen mit den jeweils möglichen Alternativen für die industriellen Abwasserströme der Kunden, z. B. Filtrationsmethoden und Adsorptionsmethoden.
Weiterentwicklung für reduzierten CO2-Fußabdruck
Die Weiterentwicklung von hochinnovativen, neuen Technologien und die kritische Analyse ihrer Umwelteffizienz gegenüber dem Stand der Technik bearbeiten wir mit unseren Forschungspartnern in mehreren, zum Teil öffentlich geförderten Projekten. Schadstoffabbau in Konzentrationen von einigen hundert mg/l bis hin zu wenigen ng/l erreichen wir mit Plasmaoxidation, Elektrooxidation, 172-nm-UV-Strahlung und UVA- oder Sonnenlicht-induziertem katalytischen Abbau. Effizient ist die Behandlung dort, wo Vermeidung oder biologische Behandlung nicht zielführend sind.