Circular Health

Das Fraunhofer IGB ist Gründungsmitglied des Fraunhofer-Verbunds Ressourcentechnologien und Bioökonomie VRB, der im Dezember 2023 ein Positionspapier zu dem Konzept »Circular Health« veröffentlichte. Ziel des Konzepts ist die nachhaltige Sicherung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt durch kreislaufbasierte Ansätze in Medizin, Agrar-, Lebensmittel- und Umweltwissenschaften. Wir stellen Ihnen die Kernaussagen des Circular-Health-Konzepts in aller Kürze vor und zeigen auf, wie das IGB dazu beiträgt.

Gesundheit von Mensch und Tier im Einklang mit Umwelt und Ökonomie

Unsere Ökosysteme sind durch eng miteinander verknüpfte Stoffkreisläufe gekennzeichnet, die auch auf die Gesundheit des Menschen einen erheblichen Einfluss haben. Werden sie gestört, hat das häufig kaum kalkulierbare Auswirkungen. Ein zentrales Ziel von »Circular Health« ist es, Faktoren, welche die Balance ökologischer Kreisläufe stören, zu identifizieren und zu steuern, um zu einer präventiven Gesundheitsversorgung beizutragen und zugleich Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen.

Circular Health versteht sich als ein cross-sektoraler und transdisziplinärer Ansatz mit dem Ziel einer nachhaltigen Gesundheit von Mensch und Tier im Einklang mit Umwelt und Ökonomie. Erreicht werden soll das durch kreislaufbasierte Ansätze in Medizin, Agrar-, Lebensmittel- und Umweltwissenschaften. Dabei werden wesentliche Inhalte aus zwei Konzepten, dem One-Health-Konzept und dem Konzept einer Circular Economy, aufgegriffen und zusammengeführt.

 

One Health: gesunde Umwelt für einen gesunden Menschen

Der Begriff One Health wurde erstmals in den Jahren 2003–2004, mit dem Auftreten von SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) und der weltweiten Ausbreitung der Vogelgrippe H5N1, verwendet, um zu beschreiben, dass die Gesundheit des Menschen mit der Gesundheit von Tier und Umwelt untrennbar verknüpft ist.

© Fraunhofer VRB

One Health weitergedacht: zirkuläres statt lineares Wirtschaften

Die Berücksichtigung unserer Ökosysteme steht nicht im Vordergrund des One-Health Konzepts. Doch die globalen (geo)ökologischen Herausforderungen, die im Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität kulminieren und zur Destabilisierung ganzer Ökosysteme mit massiver Belastung der menschlichen Gesundheit beitragen, können im Wesentlichen auf die lineare und überwiegend auf fossilen Rohstoffen basierende Wirtschaftsweise zurückgeführt werden. Um die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten, ist daher die Beachtung zirkulärer Prinzipien und ökologischer Kreisläufe zwingend erforderlich.

 

Circular Health priorisiert Innovationen in Ernährungs-, Agrar- und Gesundheitswirtschaft, etwa die Erschließung nachhaltiger Nahrungsquellen, den Einsatz umweltschonender Pflanzenschutzmittel und Tierfutter-Zusatzstoffe sowie die Eindämmung antimikrobieller Resistenzen (AMR) und Zoonosen. Durch die Etablierung zirkulärer Produktionsverfahren können zudem Roh- und Reststoffströme reduziert werden. So sollen souveräne und nachhaltige Wertschöpfungskreisläufe zukünftig lineare, fossilbasierte Wertschöpfungsketten im Umwelt- und Ressourcen-Management wie auch in der Gesundheitswirtschaft ersetzen. Mit dem heutigen Verständnis der vielfältigen Zusammenhänge und einem integrativen Management der beeinflussenden Faktoren können so gesundheitliche Risiken und Krankheitsursachen präventiv minimiert werden.

Der Übergang zu einer Circular Economy unter Berücksichtigung der One-Health-Prinzipien bietet damit gegenwärtig enorme Chancen, durch die Verringerung negativer Umweltwirkungen auch erheblichen gesundheitlichen Mehrwert zu generieren, welcher sich direkt in einer Entlastung der Gesundheitssysteme niederschlagen wird.  

Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion

Künftige Agrarsysteme müssen in der Lage sein, bis zu zehn Milliarden Menschen zu ernähren und zuverlässig mit biogenen Rohstoffen zu versorgen. Gleichzeitig werden aller Voraussicht nach immer weniger Ackerflächen zur Verfügung stehen. Um natürliche Ressourcen wie fruchtbare Böden, sauberes Wasser und reine Luft zu erhalten, den Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten und dem Klimawandel entgegenzuwirken, muss die Agrarproduktion nachhaltiger gestaltet werden.

Nachhaltige Pflanzenkultivierung und Tierhaltung ohne Antibiotika

Circular Health konzentriert sich deshalb auf die Entwicklung nachhaltigerer Produktionskonzepte und hochspezifischer verträglicher Wirkstoffe für die Pflanzenkultivierung und Tierhaltung, um negative Auswirkungen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Während im Bereich Tierhaltung neue, innovative Futtermittelsysteme, bspw. mit antimikrobiellen Inhaltsstoffen, eine weitgehend antibiotikafreie Haltung ermöglichen sollen, liegt der Fokus im Bereich der Pflanzenkultivierung auf der Entwicklung biobasierter Pestizide, für die negative Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt weitgehend ausgeschlossen werden können.

Einen zentralen Beitrag zu einer wirksamen Applikation der Wirkstoffe leisten deren maßgeschneiderte Formulierung. Neue Anbauverfahren in hydroponischen Systemen ermöglichen zudem die Verwendung von gereinigtem Abwasser zur düngenden Bewässerung, neue biotechnologische Kultivierungs- und Nutzungskonzepte von Mikroalgen, Insekten und Pilzen die emissionsarme Produktion proteinreicher Nahrungs- und Futtermittel.

© Fraunhofer IGB

Ganzheitliche Nutzung biogener Rohstoffe

Die möglichst ganzheitliche Nutzung biogener Rohstoffe hilft, die Ressourceneffizienz zu steigern und Stoffkreisläufe zu schließen. Vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe ist dies ein entscheidender Faktor, um die Versorgungssicherheit der Gesellschaft sicherzustellen. Ein bereits realisiertes Beispiel hierzu ist die neuartige EthaNa®-Pilotanlage am Fraunhofer CBP, mit der durch eine schonende Verarbeitung der Rapssaat die stoffliche Wertschöpfung erhöht werden kann. Nach dem Prinzip einer Bioraffinerie liefert sie nicht nur hochwertiges Rapsöl in Vorraffinat-Qualität, sondern auch ein an hochwertigen Proteinen reiches Rapskernkonzentrat, in Ethanol gelöste sekundäre Pflanzenstoffe sowie Rapsschalen als weitere Produkte.

Leistungsangebot im Überblick

 

Wertstoffgewinnung und -funktionalisierung

  • Entwicklung wirtschaftlicher, produktschonender Verfahrenskaskaden zur stufenweisen Gewinnung von Wertfraktionen
  • Bewertung der Applikationseigenschaften

Entwicklung neuer Nahrungsmittelkonzepte

  • Algen-, Insekten- und Pilz-basierte Futtermittelproduktion
  • Hydroponische Pflanzenproduktion mit aufbereitetem Abwasser
  • Überprüfung der Unbedenklichkeit der eingesetzten Ressourcen hinsichtlich Pathogenen und Keimbelastung

Substitution chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel und Antibiotika

  • Extraktionsverfahren für pflanzliche Wirkstoffe
  • Entfernung/Anreicherung von Minorkomponenten
  • Formulierung von Wirkstoffen
  • Algenwirkstoffe für den Pflanzenschutz

Ausgewählte Entwicklungen und Angebote

Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion

 

Ganzheitliche Nutzung geschälter Rapssaat

Das milde EthaNa-Verfahren zur Aufarbeitung von Ölsaaten wird bei Umgebungsdruck und maximal 70 °C gefahren, um eine Denaturierung der Proteine und andere qualitätsmindernde Reaktionen zu vermeiden. Es ermöglicht eine ganzheitliche Verwertung der Rohstoffe und im Vergleich zur konventionellen Aufarbeitung höherwertige Produktfraktionen.

 

Hydroponische Systeme für den Pflanzenbau

In Zeiten des Klimawandels bieten hydroponische Systeme eine Alternative für eine wassersparende und dezentrale landwirtschaftliche Versorgung vor Ort. Aktuelle Pilotvorhaben fokussieren auf den Einsatz hydroponischer Systeme mit aufbereiteten Nährstoffen in der Sahara und in Kenia, um dort die Ernährungssicherheit zu erhöhen. In Deutschland untersuchen wir die Nutzung von wiederaufbereitetem Abwasser.

 

 

Nachweis humanpathogener Viren in Abwasser

Um die Unbedenklichkeit von aufbereiteten Abwasser für die Bewässerung zu gewährleisten, haben wir ein molekularbiologisches Detektionssystem etabliert, mit dem sich humanpathogene Viren zuverlässig nachweisen lassen. Das auf der qPCR-Technologie basierende System ermöglicht durch Nutzung hochspezifischer Sonden den Nachweis der häufigsten humanpathogenen Viren in Abwasser ohne inhibitorische Effekte.

 

Pflanzen, Algen, Insekten und Mikroorganismen für Lebens- und Futtermittel

Klimawandel und Umweltbelastungen stellen die Proteinproduktion vor neue Herausforderungen. Proteinquellen aus Pflanzen, Algen, Insekten und Pilzen bieten eine Alternative zu tierischen Nahrungsmitteln. Funktionelle Inhaltsstoffe aus Mikroalgen und Bakterien, neue Herstellungs- und Trocknungsverfahren runden unser Angebot ab.

 

 

Detektion von Insekten- und Lebensmittelpathogenen

Um die Sicherheit der Insektenzucht und der Nutztiere zu gewährleisten, haben wir ein Nachweissystem zur Überwachung der Insektenzuchtanlagen entwickelt. Mit dem System lassen sich gleichzeitig verschiedene Infektionserreger schnell und zuverlässig detektieren. Hierzu werden spezifische DNA-Sequenzen der Erreger vervielfältigt, fluoreszenzmarkiert, auf einem Microarray gebunden und dieser optisch ausgelesen.

 

Formulierungen für die Landwirtschaft

Eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft, die Ressourcen schont, die Umwelt schützt und gleichzeitig wirtschaftlich ist, wird möglich, wenn Wirk- und Effektstoffe wie Pflanzenschutzmittel oder Dünger in einer maßgeschneiderten Formulierung ausgebracht werden. Biobasierte und bioabbaubare Polymere, beispielsweise Chitosan, Inulin oder Alginat als Kapselmaterial, werden nach Freisetzung der Wirkstoffe einfach abgebaut.

 

 

Algenwirkstoffe für den Pflanzenschutz

Schädlingsabwehrende Wirkstoffe aus Mikroalgen und Cyanobakterien eignen sich als ökologisch verträgliche Pflanzenschutzmittel auf biologischer Basis. Für Anwendungen im ökologischen Anbau von Kohl oder im Bio-Weinbau haben wir in abteilungsübergreifender Zusammenarbeit Prozesse zur Produktion von Mikroalgen mit Repellent- bzw. antifungischer Aktivität entwickelt.

 

Zoonosen und mikrobielle Resistenzen

Für eine nachhaltige Sicherung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist die Entwicklung innovativer Lösungsansätze zur Abwehr biologischer Gefahren aus der Umwelt essenziell. Zu diesen Gefahren gehören Zoonosen wie auch pathogene Mikroorganismen, die gegen Antibiotika resistent geworden sind.

Das Schema zeigt, dass eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung der Entstehung und Ausbreitung mikrobieller Resistenzen entgegenwirken kann.
Eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung kann der Entstehung und Ausbreitung mikrobieller Resistenzen entgegenwirken.

Strategien zur Überwachung und Bekämpfung von Pathogenen und Resistenzen

Mikrobielle Resistenzen gegen Antibiotika haben sich weltweit rasant ausgebreitet und stellen eine der größten Gefahren für die Menschheit dar, zumal immer weniger neue Antibiotika entwickelt werden. Eine wesentliche Ursache für die Entstehung der Resistenzen ist der unspezifische und unkritische Einsatz von Antibiotika in Medizin und Nutztierhaltung und in der Folge ihre unkontrollierte Freisetzung in die Umwelt. Ziel von Circular Health ist die Entwicklung neuer Verfahren, um den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung zu reduzieren und damit der Entstehung von mikrobiellen Resistenzen entgegenzuwirken.

Dazu gehört auch das Design spezifischer Testsysteme zur Entwicklung von veterinärmedizinischen Therapeutika. Eine Vielzahl der heute genutzten veterinärmedizinischen Therapeutika stammt aus der humanmedizinischen Entwicklung und ist damit im Tier häufig nur begrenzt wirksam. Bei Resistenzbildung sind sie zudem beim Menschen nur noch begrenzt einsetzbar.

Verschiedene am IGB entwickelte Methoden zur Diagnostik von Pathogenen und Resistenzen in Human- und Veterinärmedizin sowie für das Umwelt-Monitoring ermöglichen es, die Resistenzentwicklung und neu auftretende Pathogene zu überwachen. Der Einsatz von Bakteriophagen stellt einen selektiven Ansatz zur Reduktion antibiotikaresistenter Bakterien dar, der am IGB verfolgt wird.  

Unsere Entwicklungen und Angebote

Zoonosen und Resistenzen

 

Nanogel-Biosensoren für schnelle und sichere Pathogendiagnostik

Das IGB hat im Verbund mit dem Fraunhofer IPT und dem Fraunhofer CMI in Boston (USA) eine gleichermaßen schnelle und genaue Alternative zu Antigen-Schnelltests und langwierigen PCR-Tests zum Nachweis multipler Pathogene entwickelt. Da das System als Baukastensystem entwickelt wurde, lässt es sich schnell an kundenspezifische Fragestellungen wie neue Pathogene anpassen.

 

Präzisionsdiagnostik mikrobieller Resistenzen und der Resistenzentwicklung

Die Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika wird über entsprechende Resistenzgene vermittelt. Unser Verfahren des Next Generation Sequencing eröffnet neue Möglichkeiten zur Resistenzerkennung wie auch zum Monitoring von Resistenzen aus einer Vielzahl an biologischen Proben.

 

In-vitro-Hundehaut zur Testung von Veterinärtherapeutika

Tierarzneimittel werden oft ohne vorherige Testung auf Wirksamkeit eingesetzt oder es kommen humane Therapeutika zur Anwendung, obwohl diese für solche Zwecke eigentlich nicht geeignet sind. Wir haben ein In-vitro-Hundehaut-Äquivalent für standardisierte Testungen veterinärmedizinischer Therapeutika und Pflegeprodukte für Hunde entwickelt.

Wertschöpfungskreisläufe im Gesundheitssektor

Der Gesundheitssektor ist aufgrund der linearen Wirtschaftsweise durch eine hohe Ressourcenbeanspruchung und einen großen ökologischen Fußabdruck geprägt. Er verursacht circa fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen und ist für bis zu zehn Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich. Ein großer Anteil dieser Abfälle besteht aus Kunststoffen, unter anderem durch einen zunehmenden Einsatz von Einwegprodukten.

Vor diesem Hintergrund besteht das Konzept von Circular Health in einer umfassenden Implementierung von Circular-Economy-Prinzipien. Aufbauend auf einer detaillierten Situationsanalyse müssen künftig die Produkte des Gesundheitssektors unter Betrachtung des gesamten Produktlebensweges und unter Einbeziehung aller Stufen der Wertschöpfungskette optimiert werden. So bieten sowohl die Nutzung biobasierter Polymere als auch die Implementierung von Recyclingstrategien Lösungsansätze für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen.

Einen wirksamen Beitrag, um Emissionen zu reduzieren, leisten »trockene« Verfahren zur Reinigung und Entkeimung, beispielsweise mittels Plasma und UV-C.

Am Institutsteil BioCat in Straubing wurde 2023 zudem ein Miniplant zur industrienahen Darstellung von biobasierten Polyestern und Polyamiden in Betrieb genommen. Aktuell forschen wir an biobasierten Polyamiden, Poly(meth)acrylaten und Kunststoffadditiven, beispielsweise biobasierten Weichmachern und Nukleierungsmitteln. Darüber hinaus bieten wir Kunden Leistungen hinsichtlich Polymeranalytik und Werkstoffprüfungen an. Tests zur biologischen Abbaubarkeit von flüssigen Substanzen werden aktuell etabliert.

Leistungsangebot im Überblick

 

Trockene Reinigungs- und Entkeimungsverfahren

  • Plasma- und UV-C-Technologie
  • Entfernung von Oberflächen-Kontaminationen (z. B. Pyrogene)
  • Sterilisation thermolabiler Materialien für Medizinprodukt-Recycling

Entwicklung nachhaltiger Monomere/Polymere für die Kunststoffproduktion

  • Miniplant zur industrienahen Darstellung von Polyestern und Polyamiden
  • Patente zu biobasierten Polyamiden
  • Entwicklung biobasierter Acrylate
  • Entwicklung biobasierter Additive (Weichmacher, Nukleierungsmitel etc.)
  • Polymeranalytik, Werkstoffprüfung

Unsere Entwicklungen und Angebote

Wertschöpfungskreisläufe im Gesundheitssektor

 

UV-Technologien zur Sterilisation und Entkeimung von Oberflächen

Wir verwenden unterschiedliche Gasentladungslampen, darunter eigens entwickelte Excimerstrahler, aber auch UV-LEDs, um Mikroorganismen und Viren auf Oberflächen zu inaktivieren.

 

Plasmasterilisation für thermolabile Materialien

Bei thermolabilen Materialien wie Medizinprodukten oder Bauteilen medizintechnischer Geräte können thermische Sterilisationsverfahren nicht eingesetzt werden. Die sterilisierende, mikrobielle Zellen inaktivierende Wirkung von Niedertemperaturplasmen bietet eine materialschonende Alternative.

 

 

Nachhaltige Monomere/Polymere

Im Labor für Technische Polymere decken wir die gesamte Wertschöpfungskette biobasierter Materialien ab: von der Identifikation geeigneter Ausgangsstoffe über die Funktionalisierung, Polymerisation und Additivierung bis hin zur Wiederverwertbarkeit und Bioabbaubarkeit.

Gesundheit und Umwelt

Arzneimittel sind für die Gesundheit von Mensch und Tier unerlässlich, doch der vermehrte Verbrauch und ihr oftmals unkritischer Einsatz führen zu einer Zunahme schädlicher und dauerhafter Rückstände in der Umwelt, die unerwünschte Wirkungen auf Organismen, Populationen und Ökosysteme haben können. Besonders betroffen hiervon sind Oberflächen- und Grundwasser sowie Böden. Problematisch ist auch die Entstehung von Resistenzen, die durch den übermäßigen, unspezifischen und sorglosen Einsatz von Antibiotika begünstigt werden.

 

Reduzierung von Problemchemikalien in der Umwelt

Technische Lösungen zur Erfassung und Eliminierung von Schadstoffen, z. B. PFAS oder Arzneimittelrückständen, aus Abwässern schaffen Abhilfe, um gesundheitsschädigende Auswirkungen persistenter Stoffe über das Trinkwasser zu reduzieren. Gleichzeitig gilt es, den Eintrag von Schadstoffen und Arzneimitteln in die Umwelt zu minimieren und den Fokus auf die Entwicklung umweltfreundlicher, bioabbaubarer Arzneimittel zu legen. Hierzu werden Methoden zur schnellen und umfassenden Erfassung des Umweltgefährdungspotenzials von neuen Wirkstoffen benötigt.

 

Strategien gegen Klimawandel und Biodiversitätsverlust

Essenziell für die menschliche Gesundheit ist eine gesunde Umwelt, die sich durch eine große biologische Vielfalt auszeichnet. Denn die auf dieser Vielfalt aufbauenden Ökosysteme erzeugen saubere Luft, Trinkwasser, Nahrungsmittel und Wirkstoffe. Da die Biodiversität in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen hat, besteht akuter Handlungsbedarf, anthropogene Beiträge zum Biodiversitätsverlust zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden.

Zum Schutz und Erhalt der Biodiversität befassen wir uns vor allem mit der Entwicklung von zirkulären Wertschöpfungsketten zur Reduzierung von Abfall und Treibhausgasen, von Strategien und Methoden zur Reduzierung anthropogenen Schadstoffbelastungen in der Umwelt und von neuen Nahrungsmittelkonzepten für eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft. Dies erreichen wir über den Ansatz der Bioökonomie und über die Rückgewinnung von Nährstoffen und Gewinnung von Wertstoffen aus landwirtschaftlichen und kommunalen Reststoffströmen, um Stoffkreisläufe zu schließen.

Leistungsangebot im Überblick

 

Bewertung der Nachhaltigkeit von Arzneimitteln/Pflanzenschutzmitteln/Bioziden während der Entwicklungsphase

  • Zellbasierte Screening- und Bewertungsmethoden zur Umweltgefährdungsvorhersage, z. B. von endokrinen Disruptoren

Technische Lösungen zur Eliminierung von Arzneimittel-Rückständen und Umweltschadstoffen (PFAS) aus Abwässern

  • Polymere Adsorbermaterialien
  • Kombinierte Filtration und Adsorption mit Membranadsorbern
  • Advanced Oxidation Processes inkl. Photokatalyse und Wasser-Plasmatechnologie
  • Biobasierte Materialien

Nährstoffrückgewinnung und Wertstoffgewinnung aus landwirtschaftlichen und kommunalen Reststoffströmen

  • Verfahrenstechnisches Know-how und Technikumsanlagen zur Produktabtrennung und -aufbereitung
  • Schließung von Stoffkreisläufen

Unsere Entwicklungen und Angebote

Gesundheit und Umwelt

 

Zellbasierte Testsysteme zur Bewertung der Sicherheit von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln und Biozidprodukten

Die Abteilung Zell- und Gewebetechnologien entwickelt spezifische In-vitro-Modellsysteme, um pharmazeutische Wirkstoffe, kosmetische Präparate, aber auch Chemikalien wie Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte zu testen und hinsichtlich ihres Gefahrenpotenzials für Mensch und Umwelt zu bewerten. Die Testsysteme reichen dabei je nach Fragestellung von einfacheren 2D-Zellassays über Organoide bis hin zu komplexen 3D-Gewebemodellen.

 

Substitution von PFAS und Entfernung von Spurenschadstoffen

Wir unterstützen Unternehmen bei der Suche nach PFAS-Ersatzmaterialien,  der Entwicklung maßgeschneiderter Beschichtungen sowie der Bewertung neuer Substanzen und Materialien. Zudem bieten wir eine breite Palette technischer Lösungen zur Eliminierung von PFAS und anderen Mikroschadstoffen aus Abwässern an, um gesundheitsschädigende Auswirkungen zu reduzieren.

 

Kreislaufwirtschaft durch nachhaltige zirkuläre Bioökonomie

 

Die zirkuläre Bioökonomie bietet neue Ansätze für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Wir entwickeln Verfahren, um biobasierte, regenerative Ressourcen nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft für die Herstellung biobasierter Produkte einzusetzen – möglichst ohne Abfällle und Emissionen und CO2-neutral. Auf diese Weise verbinden wir ökonomische Wertschöpfung mit Umwelt-, Arten- und Klimaschutz.

 

Abwasser als Ressource

Auch die Inhaltsstoffe im Abwasser lassen sich nutzen – wenn man es entsprechend aufbereitet. Die am IGB entwickelte Hochlastfaulung setzt den auf einer Kläranlage anfallenden Schlamm nicht nur zu Biogas als regenerativer Kohlenstoff- und Energiequelle um, sondern liefert zudem Schlammwasser und Gärreste als weitere nutzbare Stoffströme. Aus diesen lassen sich wertvolle Pflanzennährstoffe wie Phosphor und Stickstoff als Dünger zurückgewinnen.  

 

Nährstoffrückgewinnung aus Abwasser, Gülle, Gärresten und Reststoffströmen

Kommunales Abwasser, Gülle und Gärreste, aber auch Reststoffströme der Lebensmittelindustrie enthalten wertvolle Nährstoffe. Gleichzeitig werden Rohstoffe für die Düngerproduktion immer knapper. Das Fraunhofer IGB arbeitet an neuen Technologien zur Rückgewinnung von Phosphor und Stickstoff und demonstriert diese in Pilotanlagen.  

Circular Health beim Fraunhofer VRB

Basierend auf den Kompetenzen im Verbund wurden für die Umsetzung des Circular-Health-Konzepts vier strategische Handlungsfelder definiert und in einem Posititonspapier entsprechende Maßnahmen formuliert.

Handlungsfelder

 

  • Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion
  • Zoonosen und mikrobielle Resistenzen
  • Wertschöpfungskreisläufe im Gesundheitssektor
  • Gesundheit und Umwelt

Positionspapier Circular Health –

Prävention und zirkuläres Wirtschaften im  Bereich Gesundheit, Umwelt und Agrarwirtschaft

 

 

Das Positionspapier Circular Health finden Sie in Kürze auch auf der Website des Verbunds.

Kontakt

Steffen Rupp

Contact Press / Media

Prof. Dr. Steffen Rupp

Stv. Institutsleiter | Koordinator Geschäftsfeld Gesundheit

Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB
Nobelstr. 12
70569 Stuttgart

Telefon +49 711 970-4045

Fax +49 711 970-4200