Anwendungsbeispiel: Verbesserung der Haftung von Kupfer auf Polyimidfolien

Ausgangssituation

Polyimid/PI (z. B.Kapton ®) ist ein vorteilhaftes Basismaterial für flexible Leiterbahnen, Flachkabel und Multilayer-Leiterplatten, da es sowohl mechanisch robust, chemisch und temperaturbeständig ist, als auch gute di-elektrische Eigenschaften besitzt. Daher findet dieses Polymer in den letzten Jahren immer breitere Anwendungen: als Substrat für flexible Leiterplatten und Flachkabel in Miniaturgeräten wie Mobiltelefonen, in der Kfz-Elektronik, Luft- und Raumfahrtelektronik etc., aber auch als Layer in Multischicht-Leiterplatten.

Die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Leiterplatten sind für die genannten (oft sicherheitskritischen) Anwendungen hoch, da die Geräte erheblichen Belastungen wie Vibrationen oder Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Insbesondere muss die Haftung der Kupferleiterbahnen auf Polyimid gut sein. Diese Eigenschaft wird bereits bei der Herstellung der Leiterplatten durch Löten strapaziert.

Bisher erfolgt die Herstellung von Kupfer-Polyimid-Laminaten fast ausschliesslich durch Verkleben. Die Tendenz zur Verwendung von immer dünneren Folien führt jedoch zu immer höheren Klebstoffanteilen an der Gesamtmasse der Leiterbahnen. Deshalb werden andere Verfahren zur Herstellung des Kupfer-Polyimid-Verbunds interessant.

Eine Methode, die insbesondere für die Herstellung von dünnen Laminaten geeignet ist, besteht in Vakuum-Dampfabscheidung (PVD) von einer dünnen (einige hundert nm) Kupferschicht mit nachfolgender galvanischen Verstärkung; in semiadditiver Technik werden nur die Leiterbahnen galvanisch verstärkt, was sowohl wirtschaftliche als auch technische (bessere Auflösung) Vorteile ergibt. Bisher wurde dabei aber eine ausreichende Haftung nur unter Verwendung von PVD-Chrom-Zwischenschichten erreicht. Die Chromschicht macht aber einen zusätzlichen Ätzprozess erforderlich und wird daher von der Industrie abgelehnt.

Entwicklungsziele

Die Oberfläche vom Polyimid soll derart chemisch modifiziert werden, dass metallisches Kupfer mit ihr eine chemische Verbindung eingeht und dadurch die Haftung drastisch verbessert werden kann. Plasmachemische Modifizierung der Oberfläche hat dabei im Vergleich zur Nasschemie den wirtschaftlichen Vorteil, dass die Kombination dieses Prozesses mit der PVD-Kupferabscheidung in einem Apparat und von Rolle zu Rolle möglich ist. Ausserdem ist bei plasmachemischen Prozessen der Verbrauch von Chemikalien gering und die Abfallentsorgung unproblematisch.

Vorgehensweise

Vorgehensweise.
Vorgehensweise.

Um diese Vision zu realisieren, haben drei Fraunhofer-Institute ihre Kompetenzen gebündelt: IGB (plasmachemische Prozesse, Analytik), IPA (Vakuumabscheidung von Kupfer) und IZM (galvanische Verstärkung, Haftungstests, Analytik).

Auf der Oberfläche von Polyimidfolien wird hierzu eine sehr dünne Schicht von einem stickstoffhaltigen Plasmapolymer abgeschieden, die Kupfer durch Komplexbildung chemisch binden soll. Die Schicht wird im Vakuum verkupfert und das Kupfer galvanisch verstärkt. Schliesslich werden die Schichten charakterisiert und die Haftung des Kupfers gemessen.

Ergebnisse

Ergebnisse.
Ergebnisse.

Es werden sehr gute Haftungswerte erreicht (10 bis 14 N/cm beim Peel-Test). Das Bild links zeigt eine REM-Aufnahme der Kupferseite nach dem Abzug. Die Oberfläche sieht homogen aus. Nach der EDX-Analyse beträgt das Verhältnis C/Cu 7,9. Nach dem Abzug des Kupfers bleibt eine dünne Polymerschicht auf der Kupferoberfläche -- der Bruch findet also nicht zwischen Metall und Polymer statt (wie es beim unbehandelten Kapton der Fall ist), sondern im Polymer selbst.

Die starke Haftung wurde auch nach dem Klimatest erhalten: 24 h bei 85 °C und 85% relative Feuchte bewirkten keine nennenswerte Verschlechterung der Haftung. Nach einer Woche unter den gleichen Bedingungen war der Haftungswert immer noch über 6 N/cm, während das auf unbehandeltes Polymer abgeschiedene Kupfer sich dann leicht ablösen liess. Dabei war Kupfer im letzten Fall an der Grenzfläche zur Folie oxidiert (es wurde dunkel). Bei der plasmabehandelten Folie war im Gegenteil keine Oxidation zu sehen, was auf eine starke, chemische Bindung zwischen dem Metall und dem Plasmapolymer deutet.

Durch Optimierung der Prozessführung wurde die Behandlungszeit auf wenige Sekunden reduziert: die Plasmabehandlung wird somit mit PVD-Kupferbeschichtung kompatibel.

Neben Polyimid als Folienmaterial werden auch andere für die Verkupferung interessante Kunststoffe untersucht. So lässt sich die Kupferhaftung auf Hyflon, einem Fluorpolymer, auf über 4 N/cm steigern.