Zweistufige Hochlastfaulung

Das Verfahren

Die Optimierung der Betriebsbedingungen bei der Klärschlammfaulung war Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten am Fraunhofer IGB. Ergebnis ist das zweistufige Schwarting-Uhde-Verfahren (heute Schwarting Biosystems GmbH), das bereits 1979 patentiert wurde. Das Verfahren mit wesentlich verbessertem Wirkungsgrad, kurzer Verweilzeit und hohem Abbaugrad wird zur anaeroben Umsetzung organisch abbaubarer Substrate wie Gülle, Bioabfall oder Klärschlamm eingesetzt. Aufgrund der wesentlich erhöhten Biogasausbeute gewinnt es zunehmend an Attraktivität.

Betriebsdaten des Verfahrens im Vergleich zur herkömmlichen Faulung

Kürzere Verweilzeit

Auch bei hohem Feststoffgehalt kann der Klärschlamm mit einer Verweilzeit von nur 5 bis 7 Tagen umgesetzt werden. Herkömmliche Faultürme werden mit durchschnittlich 20 bis 30 Tagen Verweilzeit betrieben. So werden organische Raumbelastungen von
8-10 kg oTR / m3 d statt 1-2 kg oTR / m3 d erreicht.

 

Höhere Biogasausbeute

Mit der Hochlastfaulung steigt die Biogasproduktion auf bis zu 23 Liter Biogas pro Einwohnerwert und Tag. Mit einer herkömmlichen Faulung werden dagegen durchschnittlich nur 19,7 Liter Biogas pro Einwohnerwert und Tag erreicht [Haberkern et al. 2008]. Das Gas kann zur Energieversorgung der Anlage oder zur Trocknung des Klärschlamms genutzt oder als technisch und kommerziell verwertbarer Energieträger abgegeben werden.

 

Weniger Gärrückstände

Im Zuge der erhöhten Biogasproduktion reduziert die Hochlastfaulung auch den Gehalt an organischen Inhaltsstoffen – je nach spezifischer Verfahrenskombination um 50-70 Prozent. Der organische Anteil des Trockenrückstands beträgt nur noch 50 Prozent. Der Schlamm kann dadurch besser entwässert werden. So fallen weit geringere Schlammmengen an, die günstig entsorgt werden können.

Weitere Verbesserung durch Mikrofiltration

Schema der zweistufigen Hochlastfaulung mit Mikrofiltration.
Schema der zweistufigen Hochlastfaulung mit Mikrofiltration.

Die Erweiterung der Hochlastfaulung um eine Mikrofiltration mit dem Rotationsscheibenfilter, ein am Fraunhofer IGB entwickelter energieoptimierter und wartungsarmer Filter mit keramischen Membranen, führt zu weiteren erheblichen Verbesserungen: Infolge der Aufkonzentrierung der Biomasse kann die Feststoffverweilzeit verkürzt, der Umsatz und die erzielbare Biogasmenge zusätzlich erhöht werden. Weitere Vorteile sind eine verbesserte Entwässerung des Restschlamms, geringere Schlammmengen und somit verringerte Kosten bei der Schlammentsorgung. Das partikelfreie Filtrat ist zudem reich an Ammonium und Phosphor, die entweder durch Strippung oder Fällung zurück gewonnen und als Dünger genutzt werden können oder das direkt als Düngewasser genutzt werden kann.

Energieeffizienz auch bei kleinen Kläranlagen

Einstufige Anlage in Ilsfeld.
Einstufige Anlage in Ilsfeld.

Am Beispiel einer Kläranlage für 28 000 Einwohner hat das Fraunhofer IGB in einer Kosten-Nutzen-Studie nachgewiesen, dass es sich auch für kleinere Klärwerke lohnt, auf das energieeffizientere Hochlastverfahren umzusteigen – selbst wenn sie dafür in eine Schlammfaulung investieren müssen. Die jährlichen Entsorgungskosten von 225 000 Euro für den Faulschlamm könnten um bis zu 170 000 Euro reduziert werden, wenn der Schlamm nicht aerob, sondern in einer Hochlastfaulung mit Mikrofiltration abgebaut werden würde.

Rund 60 Prozent der Organik werden nach dem Hochlastverfahren mit Mikrofiltration zu Biogas umgesetzt – damit ist die Ausbeute etwa ein Drittel höher als beim herkömmlichen Faulungsprozess. Das gewonnene Biogas lässt sich für den Betrieb der Anlage nutzen. Im Fallbeispiel aus der Studie sinken die Energiekosten dadurch um mindestens 70 000 Euro jährlich.

Ein weiterer Vorteil: Bei der Hochlastfaulung fallen geringere Mengen Restschlamm an, die entsorgt werden müssen. Dadurch spart der Betreiber nochmals 100.000 Euro ein. Denn neben den hohen Energiepreisen schlagen vor allem die steigenden Entsorgungskosten zu Buche. Die Verwertung von Restschlamm in der Landwirtschaft ist umstritten und in Baden-Württemberg wird mittlerweile häufig schon darauf verzichtet. Schlämme dürfen auch nicht mehr deponiert werden. Die Alternative, den Schlamm zu verbrennen, ist jedoch sehr teuer. Eine effektive Schlammreduzierung durch Faulung ist daher lohnend, gerade auch für kleinere Kläranlagen bis 30 000 EW, die bisher den Schlamm mit hohem energetischem Aufwand oft aerob stabilisieren.

Übertragbar auf organische Reststoffe und landwirtschaftliche Biogasanlagen

Das Hochlastverfahren lässt sich nicht nur für die Vergärung von Klärschlamm anwenden, sondern auch für viele andere organische Materialien wie Biomüll, Küchenabfälle oder landwirtschaftliche Reststoffe.

So lassen sich organische Reststoffe, die keiner weiteren stofflichen Verwertung zugeführt werden können, mittels Vergärung zu Biogas umsetzen.

Biogas kann wiederum nicht nur als Energieträger, sondern mit entsprechenden Verfahren auch als Kraftstoff oder als Chemierohstoff genutzt werden.