Krankheitshautmodelle zur Modellierung von Hauterkrankungen mit rekonstituierter Haut

Zur Modellierung von Hauterkrankungen entwickeln wir rekonstituierte Hautmodelle basierend auf gezielt genetisch veränderten, immortalisierten primären Hautzellen. Unsere Krankheitsmodelle eignen sich, um molekulare Krankheitsmechanismen zu studieren und die Wirksamkeit therapeutischer Produkte und Wirksubstanzen zu bewerten.

Psoriasis-Modelle

sind rekonstruierte Epidermis- und Vollhautmodelle, die aus immortalisierten, gezielt genetisch veränderten primären Keratinozyten (Überexpression eines exogenen STAT3-Genes) aufgebaut sind. Mit proinflammatorischen Stimuli wie der Zugabe von Zytokinen oder der Integration von T-Zellen werden typische Psoriasis-Merkmale im Hautmodell ausgelöst. Die Psoriasis-Modelle exprimieren charakteristische Proteinmarker (z. B. S100A7, CK16, IL-8) und weisen morphologische Merkmale wie eine Verdickung der Epidermis (Akanthose), eine gestörte finale Differenzierung der Keratinozyten (Parakeratose) und eine Verdickung des Stratum corneum (Hyperkeratose) auf. 

Histologische Schnitte eines Hautmodells gesunder Haut (a) im Vergleich zu unserem 3D-in-vitro-Psoriasismodell (b) und In-vivo-Haut eines Schuppenflechte-Patienten c). Typisch für psoriatische Haut ist die gestörte Differenzierung der Keratinozyten (Parakeratose), die Verdickung der Epidermis (Akanthose) und des stratum corneum (Hyperkeratose).
© Fraunhofer IGB
Histologische Schnitte eines Hautmodells gesunder Haut (a) im Vergleich zu unserem 3D-in-vitro-Psoriasismodell (b) und In-vivo-Haut eines Schuppenflechte-Patienten c). Typisch für psoriatische Haut ist die gestörte Differenzierung der Keratinozyten (Parakeratose), die Verdickung der Epidermis (Akanthose) und des stratum corneum (Hyperkeratose).

Krankheitshautmodelle: Aussagekräftige In-vitro-Modelle für die Arzneimittelentwicklung als Alternative zum Tierversuch

Herausforderung: (Prä-)klinische Forschung ohne Tierversuche

Hohe Misserfolgsraten in der Arzneimittelentwicklung treiben einen Paradigmenwechsel in der Grundlagen- und präklinischen Forschung voran (Adhikary, P.P., Ul Ain, Q., Hocke, A.C. et al. COVID-19 highlights the model dilemma in biomedical research. Nat Rev Mater 6, 374–376 (2021). https://doi.org/10.1038/s41578-021-00305-z). Tiermodelle sind nach wie vor der Goldstandard. Bedingt durch Unterschiede zwischen den Spezies und damit einhergehenden schlechten Vorhersagen menschlicher physiologischer und pathologischer Bedingungen sind ihnen aber Grenzen gesetzt. Um diese translationale Lücke zu schließen, werden zunehmend humane In-vitro-Krankheitsmodelle entwickelt (Loewa, A., Feng, J.J. & Hedtrich, S. Human disease models in drug development. Nat Rev Bioeng 1, 545–559 (2023). https://doi.org/10.1038/s44222-023-00063-3).

Diese ermöglichen,

  • präzisere und umfangreichere wissenschaftliche Einblicke in die Krankheiten zugrundeliegende molekularen Mechanismen zu gewinnen,
  • bei sehr guter Reproduzierbarkeit Experimente einfach zu handhaben und zu wiederholen, und
  • eine hohe Relevanz der Ergebnisse zu gewährleisten, durch Nachbildung wesentlicher Aspekte der Gewebe- und Organkomplexität. 

Der Einsatz passender Krankheitsmodelle in der (prä-)klinischen Forschung steigert die Erfolgsrate der klinischen Umsetzung, reduziert die Kosten der Arzneimittelentwicklung und resultiert in zunehmend effektiveren Wirkstoffen (Loewa, A., Feng, J.J. & Hedtrich, S. Human disease models in drug development. Nat Rev Bioeng 1, 545–559 (2023). https://doi.org/10.1038/s44222-023-00063-3).

Unsere Entwicklung: Spezifische und komplexe 3D-Krankheitshautmodelle

Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Entwicklung und gezielten genetischen Modifikation humaner Zelllinien, der Etablierung humaner rekonstituierter 3D-Hautmodelle und der Einhaltung höchster Qualitätsstandards, etablieren wir spezifische Krankheitsmodelle in komplexer dreidimensionaler Struktur, die (inter-)zelluläre Interaktionen erlauben. 

Alleinstellungsmerkmal: Krankheitsmodelle mit hoher klinischer Relevanz

Unsere Krankheitsmodelle werden je nach Anforderung und notwendiger Komplexität aus Komponenten der Haut etabliert, beispielsweise primären oder immortalisierten primären Fibroblasten und Keratinozyten, Immunzellen, gezielt genetisch modifizierten Zellen und Mikroorganismen.

Unsere Krankheitsmodelle sind in hohem Maß mit der In-vivo-Situation des Patienten vergleichbar. Sie besitzen damit eine hohe klinische Relevanz und eine sehr gute Vorhersagbarkeit.

Immortalisierte primäre Zellen garantieren dabei, dass unsere Hautmodelle spenderunabhängig und reproduzierbar sind und jederzeit bereitstehen. Eine gezielte genetische Modifikation von Zellen erlaubt insbesondere Krankheiten, die mit fehlerhafter Funktion von Proteinen einhergehen, in In-vitro-Modelle zu übertragen. 

Einsatzgebiete

Die In-vitro Modellierung von Krankheiten ist ein zentraler Bestandteil der biomedizinischen Forschung, um 

  • grundlegende molekulare Mechanismen von Krankheiten zu verstehen,
  • Wirksamkeitsuntersuchungen in der präklinischen Entwicklung von Pharmazeutika und Medizinprodukten durchzuführen, aber auch
  • bei Produktentwicklungen von pflegenden Kosmetika, insbesondere für erkrankte Haut, zu unterstützen. 

Leistungsangebot

Wir bieten eine Vielzahl an Dienstleistungen rund um unsere Krankheitsmodellen an, die wir in modernen Laboren im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit und für unsere Kunden durchführen:

  • Durchführung von Studien, Identifizierung von Targets und Substanzscreenings 
  • Entwicklung innovativer und komplexer Krankheitsmodelle einschließlich
    • Isolation von primären Zellen
    • Herstellung von genetisch modifizierten Zelllinien (stabil und transient)
    • Reporter-Zelllinien mit unterschiedlichen intrazellulären und sekretierten Reportern
    • 3D-Geweberekonstitution
    • Phänotypische und funktionelle Charakterisierung von Modellen, insbesondere hinsichtlich krankheitsspezifischer, molekularer Marker
  • Versand von Krankheitsmodellen

Analysemethoden

Unsere Krankheitsmodelle ermöglichen die Untersuchung molekularer Krankheitsmechanismen und der Auswirkungen von Wirkstoffen und pflegenden Produkten auf die Gewebearchitektur und auf die physiologischen Eigenschaften der Krankheitsmodelle. Die Analysen können sowohl am gesamten Vollhautmodell als auch getrennt in Dermis und Epidermis durchgeführt werden. 

Wir bieten die folgenden Analysemethoden an:

  • Vitalitätsmessungen, beispielsweise mittels MTT-Test (kolorimetrischer Test), alamarBlueTM ...
  • Multiplex-Analyse zur Detektion und Quantifizierung sekretierter Proteine, wie z. B. Zytokine, Chemokine, Wachstumsfaktoren und antimikrobieller Peptide
  • Histologische und immunohistochemische Färbungen an Gewebedünnschnitten
  • Proteinanalysen mittels Western Blot
  • RNA- und DNA-Analysen mittels PCR bzw. qPCR und Sequenzierung

Referenzprojekte

Mai 2020 – April 2022

Psoriceptors – Körpereigene Immunrezeptoren als Targets für die Behandlung der Psoriasis

 

Im Projekt »Psoriceptors« haben wir ein 3D-Psoriasis-Hautmodell etabliert, mit dem die Psoriasis-typische Entzündungsreaktion nachgestellt werden kann. Das Modell eignet sich zum Screening von Molekülen mit TLR inhibierender Wirkung als potenzielle Wirkstoffe für die Behandlung von Schuppenflechte, da Toll-like-Rezeptoren (TLR) eine Rolle bei Psoriasis spielen.

November 2019 – Oktober 2022

PsoBiBi – Entwicklung von Psoriasis-Therapeutika mithilfe von bizyklischen genetisch kodierten Bibliotheken

 

Toll-like-Rezeptoren (TLR) des angeborenen Immunsystems spielen bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis eine Schlüsselrolle. Im Projekt PsoBiBi identifiziert, synthetisiert und validiert das Fraunhofer IGB TLR-Antagonisten zur topischen Applikation als Alternative zu üblichen Behandlungsmethoden, die teilweise erhebliche Nebenwirkungen aufzeigen.