Kombination elektrochemischer Oxidation und Reduktion
Das Fraunhofer IGB hat gemeinsam mit europäischen Partnern aus Industrie und Forschung im Rahmen des von der EU geförderten Projekts CleanLeachate ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, das eine zuverlässige Aufbereitung von Deponiesickerwasser ermöglicht, ohne dass dem Abwasser Hilfsstoffe zugesetzt werden müssen. Durch elektrochemische Oxidation an der Anode des Reaktors und anschließende Reduktion an der Kathode des Reaktors können sowohl Ammonium als auch organische Wasserinhaltsstoffe und organisch gebundene Halogene aus dem Deponiesickerwasser eliminiert werden. Bei der elektrochemischen Aufbereitung werden, im Gegensatz zur Membranfiltration, die Wasserinhaltsstoffe vollständig abgebaut. Es müssen keine Reststoffe entsorgt werden.
Geteilte Elektrolysezelle
Für die Oxidation und Reduktion wird die Elektrolysezelle durch eine Ionenaustauschmembran in zwei chemische Reaktionsräume getrennt, die nacheinander durchströmt werden, jedoch einen Stromkreis bilden. Die Schadstoffe im Wasser werden so zwei Behandlungsprozessen unterworfen. Die Grundlagen für die Entwicklung des Verfahrens wurden zunächst in Laborversuchen erarbeitet. Zusammen mit dem Projektpartner Eilenburger Elektrolyse- und Umwelttechnik GmbH (EUT) wurde die geteilte Elektrolysezelle entwickelt. Sechs verschiedene Anodenmaterialien, die der Projektpartner MAGNETO bereitstellte, wurden im Labor hinsichtlich des Abbaus von organischen Stoffen und Ammonium durch anodische Oxidation getestet. Zur Untersuchung der Dehalogenierung des AOX wurden Edelstahlkathoden unterschiedlicher Geometrien untersucht.
Pilotanlage – Testbetrieb auf Deponie
Basierend auf den Laborerkenntnissen wurde eine Pilotanlage mit einem Durchfluss von 20 Litern pro Stunde ausgelegt, vom Projektpartner EUT gefertigt und durch den Projektpartner ASIO auf einer Deponie in Tschechien im Dauerbetrieb getestet. Es gelang, den Prozess so zu optimieren, dass die CSB-Konzentrationen im Deponiesickerwasser auf unter 200 mg/L sowie die Gesamtstickstoffkonzentrationen auf unter 70 mg/L gesenkt werden konnten. Damit wurden die gesetzlichen Anforderungen der Abwasserverordnung hinsichtlich der CSB- und Gesamtstickstoffkonzentration im aufbereiteten Deponiesickerwasser erfüllt. Der Energiebedarf zur Schadstoffeliminierung betrug 43 kWh zum Abbau von einem Kilogramm CSB und 22 kWh zum Abbau von einem Kilogramm Ammonium.
Ausblick
Für die weitere Entwicklung und Markteinführung der Technologie steht nun eine automatisierte und transportable Prototypanlage zur Verfügung. Es konnte gezeigt werden, dass die elektrochemische Aufbereitung von Deponiesickerwasser unter Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte möglich ist. Die Technologie soll nun mit einer Vielzahl von industriellen Prozess- und Abwässern getestet und demonstriert werden, um weitere Erfahrungen und Grundlagen zur Optimierung zu sammeln.