Fraunhofer-Nachwuchsforscher erhält internationalen Interferon-Preis
Der Fraunhofer-Forscher Dr. Gero Waschütza (34) erhielt den diesjährigen »Young Investigator Award« der Internationalen Gesellschaft für Interferon- und Cytokin-Forschung (ISICR, International Society for Interferon and Cytokine Research).
Der in der Hannoveraner Gentechnik-Arbeitsgruppe des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB Stuttgart tätige Wissenschaftler hat ein modifiziertes Interferon-gamma entwickelt, das hitzestabiler als sein natürliches Vorbild ist. Dadurch ist das Interferon länger haltbar und muß möglicherweise nicht so häufig appliziert werden. Der Preis wurde Dr. Waschütza am 22. Oktober 1997 anläßlich des Jahrestreffens der ISICR im kalifornischen San Diego überreicht.
Die vom menschlichen Immunsystem gebildeten Inferferone werden aufgrund ihrer antiviralen, cytotoxischen wie antiproliferativen Wirkungen bei verschiedenen Infektions- und Krebserkrankungen therapeutisch genutzt. So wird Interferon-alpha bei Hepatitis B und C und Krebs, Interferon-beta bei Multipler Sklerose und Interferon-gamma bei Nierenkrebs und chronischer Granulomatose, einer Immunschwäche, eingesetzt. Durch »molecular modelling« – einer Kombination aus Molekularbiologie und Bioinformatik – gelang es dem Fraunhofer-Forscher erstmals, ein modifiziertes menschliches Interferon mit erhöhter thermischer Stabilität herzustellen. Dieses sogenannte Interferon-gamma-HS (high stability) wurde – wie andere Entwicklungen aus dem Labor von Dr. Bernd Otto in Hannover – bereits patentiert und steht nun der Pharmaindustrie zur klinischen Prüfung zur Verfügung.
Dies Beispiel belegt eindrucksvoll, daß die hohe Qualität der deutschen Biotechnik-Forschung auch die Voraussetzungen für eine industrielle Nutzung schafft: Gero Waschütza ist selbst einer der vielzitierten innovativen Unternehmensgründer (s. auch Presseinfo hierzu). Seine Biotechnologie-Firma in Hannover, Adnagen GmbH, beschäftigt sich mit der Entwicklung und Vermarktung von Testsystemen zur humangenetischen Diagnostik. Zur Zeit befindet sich das Testsystem Hepargnost® in der Markteinführung. Mit Hilfe dieses Tests kann aufgezeigt werden, ob ein Patient aufgrund seines Erbmaterials Umweltchemikalien im Leberstoffwechsel gut oder weniger gut abbauen kann. Diese Information gibt dem Arzt wertvolle Hinweise zur Auswahl der richtigen Therapie.