Fraunhofer-Gentechnik-Workshop als Plattform für Industrie und Forschung
Starker Resonanz erfreute sich am 13. und 14. November 1997 der zweite Workshop »Gentechnik im Pharmabereich«, mit dem das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart seine beliebte Veranstaltungsreihe fortsetzte. Über 70 Teilnehmer aus Industrie und Wissenschaft erfuhren in hochaktuellen Vorträgen die neuesten gentechnischen Entwicklungen der indutriellen Pharma-Szene wie auch der hauseigenen Fraunhofer-Forschung.
Das breit angelegte Spektrum praxisbezogener Vorträge – souverän moderiert von Workshop-Initiator PD Dr. Bernd Otto aus der Hannoveraner Gentechnik-Arbeitsgruppe des Fraunhofer IGB – bot gleich mehrere Highlights: Von der Entwicklung eines neuen Produkts gegen den bei Magengeschwüren ins Gerede gekommenen Helicobacter pylori durch die Konstanzer Firma Byk Gulden über die im Pharmascreening immer wichtigeren Hochdurchsatz-Methoden der Hamburger Evotec glänzten kompetente Redner auch mit eher allgemeinen Betrachtungen der deutschen Biotechnologie wie Dr. Schumacher von Boehringer Mannheim.
Fraunhofer-Nachwuchswissenschaftler Christian Schneider-Fresenius berichtete über die Generierung eines neuen Interferon-beta-Proteins, welches bei Multipler Sklerose eingesetzt wird. Erste Erfolge bei der Automatisierung in der Nukleinsäure-gestützten Diagnostik, mit der beispielsweise Infektionskrankheiten wesentlich schneller als bisher erkannt werden können, präsentierte IGB-Institutsleiter Prof. Herwig Brunner. Mit einem Projekt zu diesem Thema hat das Fraunhofer IGB gemeinsam mit dem Fraunhofer IPA und weiteren Fraunhofer-Instituten beim Leitprojekt-Wettbewerb des BMBF die zweite Runde erreicht.
Der Workshop beeindruckte durch die »richtige Mischung der Zuhörerschaft aus Global Players und jungen, kleineren Firmen bzw. Forschergruppen«, die auch in großer Runde zur lebhaften und offenen Diskussion bereit war. Insbesondere die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen FuE und mittelständischen Unternehmen standen hier im Vordergrund, ebenso die Relevanz von Patenten. »Wertvoll für die Kontaktpflege war auch die Möglichkeit zu intensivem Gedankenaustausch abends bei einem Viertele Wein«, so ein Teilnehmer. Ähnlich sah es der Geschäftsführer der belgischen Biotech-Firma Genzyme, der mit seinem Statement »es bewegt sich was in der deutschen Biotechnik« die Eindrücke der Veranstaltung auf den Punkt bringt.
Diejenigen, die aufgrund eines stürmischen deutschen Biotechnik-Novembers nicht dabei waren, dürfen sich auf das nächste Jahr freuen. Dann nämlich – am 19. und 20. November 1998 – wurde es unter dem Motto »Genetic Engineering in Pharma Development« auch in Stuttgart international.