Auszeichnung für excellente Biotec-Geschäftside

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Einen Sonderpreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhielten Forscher vom Fraunhofer IGB für die Idee hinter ihrem frisch gegründeten Unternehmen "In vitro Biotec", mit der sie sich am Wettbewerb BusinessChance 99 beteiligt hatten. Das Team will Testsysteme aus humanen Zellen herstellen und bietet die patientenspezifische in-vitro-Prüfung von Chemotherapeutika als Dienstleistung an.

Preisträger
Die Preisträger vom Fraunhofer IGB nach Verleihung des BMBF-Sonderpreises durch Staatssekretär Thomas in Stuttgart: Dr. Michaela Noll, Dr. Thomas Graeve, Dr. Marion Mappes (von links).
BMBF-Staatssekretär
BMBF-Staatssekretär Thomas.

Einen mit 5 000 DM dotierten Sonderpreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhielten Dr. Marion Mappes, Dr. Michaela Noll und Dr. Thomas Graeve vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart für die Idee hinter ihrem frisch gegründeten Unternehmen In vitro Biotec: Sie wollen zelluläre in vitro-Testsysteme aus humanen Körperzellen oder tierischen Zellen herstellen und die Testung von Chemikalien, Kosmetika oder Therapeutika an künstlichen Zellsystemen als Dienstleistung anbieten. Die beiden Frauen werden Geschäftsführerinnen der Firma sein. Sie hatten sich am Ideenwettbewerb BusinessChance 99 beteiligt, den die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart gemeinsam mit der Technologie-Region Karlsruhe ausschrieb. Schirmherrin des Wettbewerbs, Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, stiftete zusätzlich den BMBF-Sonderpreis für das beste Gründungsprojekt.

Das Team hat bereits am Fraunhofer IGB im Auftrag der Firma CellSystems ein Modell aus menschlichen Hautzellen entwickelt, an dem sich die Wirksamkeit und die Verträglichkeit von Chemikalien und Kosmetika prüfen läßt. Das in vitro-Modell macht umstrittene Tierversuche großteils überflüssig. »Denn im Gegensatz zu anderen künstlichen Modellen ist es der natürlichen Haut in Aufbau und Physiologie sehr ähnlich und liefert daher reproduzierbare Ergebnisse«, erläutert Dr. Michaela Noll die Vorzüge des Systems. Während In vitro Biotec das Hautmodell nun herstellen will, wird CellSystems das Test-Kit weltweit vertreiben.

Ein zweiter Schwerpunkt der IGB-Ausgründung ist die individuelle Testung von Substanzen, die im Rahmen einer Chemotherapie für die Behandlung von Krebs eingesetzt werden. »Nicht bei allen Krebspatienten wirken die Chemotherapeutika in gleicher Art und Weise«, sagt Dr. Marion Mappes. Ihre Idee war daher, zunächst an einer patientenspezifischen in vitro-Kultur verschiedene Therapeutika zu testen. »Dazu werden aus den zu bekämpfenden Tumorzellen des jeweiligen Patienten Proben genommen und anschließend im Labor zu einer Kultur herangezüchtet«, erklärt die Preisträgerin. An diesem Tumor-Testmodell können dann die verschiedenen Substanzen auf ihre Wirksamkeit, das weitere Wachstum der Tumorzellen zu unterdrücken, untersucht werden. Noch ist dieser dem Patienten viel unnötiges Leid ersparende Test zwar nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen. Die Unternehmensgründer sind aber zuversichtlich, daß die Gespräche mit den privaten und gesetzlichen Krankenkasservereinigungen positiv ausgehen. Denn letztendlich spart die patientenspezifische Vortestung auch enorme Kosten.

Die Auszeichnung wurde gemeinsam mit den 10 besten Geschäftsideen der Regionen Stuttgart und Karlsruhe am 3. Dezember 1999 auf der Existenzgründermesse NewCome 99 in Stuttgart prämiert. BMBF-Staatssekretär Thomas war eigens aus Berlin angereist, um die Glückwünsche seiner Ministerin an das Team zu übermitteln, und lobte die Stuttgarter Gründer mit den Worten: »Die Jury bewertete u.a. den Innovationsgehalt, den Kundennutzen und die Markteintrittschancen der Geschäftsidee als excellent«. Er freue sich, daß der Preis an Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft gehe, die ja für ihre Anwendungsorientierung bekannt sei.

»Wir haben schon früh an eine Ausgründung gedacht und wurden dabei von Institutsleiter Prof. Dr. Herwig Brunner aktiv unterstützt« sagt Dr. Thomas Graeve, Leiter der Arbeitsgruppe Zell- und Gewebekultur am IGB. Schlußendlich wird auch das IGB von der Ausgründung profitieren, denn nach der »Entwicklungshilfe« für das junge Unternehmen können in Zukunft Entwicklungsaufträge an das Forschungsinstitut zurückfließen. »Das Fraunhofer IGB schafft sich so selbst neue Kunden«, formuliert der Institutsleiter diesen Trend als neues Motto.

Bei BusinessChance 99 waren innovative und kreative Ideen aus Hochschulen, Forschungeinrichtungen und Industrie gefragt. Bewertet wurde in erster Linie nicht ein ausgereifter Businessplan, sondern die Pfiffigkeit und Marktfähigkeit der Geschäftsidee. Mehr als 140 (potentielle) Firmengründer reichten ihre Ideen ein.