Aus stinkendem Müll wird saubere Energie
Jetzt kann aus Restmüll das Doppelte an Energie gewonnen werden. Fraunhofer-Forscher entwickelten ein neues Verfahren zur Vergärung von Restmüll, mit dem sie bereits heute die Anforderungen der neuesten Technischen Anleitung für Siedlungabfälle für das Jahr 2005 erfüllen.
Trotz der Sammel- und Wiederverwertungsfreude beim Müll bleibt ein stinkender Rest – meist unsortierte Hausabfälle. Diese rotten auf Deponien vor sich hin und belasten mit entstehendem Sickerwasser und Gas die Umwelt. Neben Müllverbrennung soll deshalb biologische Entsorgung die Restmüllberge klein halten. Nach Kompostieranlagen haben hier vor allem Vergärungsverfahren Hochkonjunktur. Sie verringern die Restmenge, und die bei der Gärung entströmenden Biogase können zur Energiegewinnung verwendet werden. Forscher des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB und die Flensburger Firma Schwarting-Uhde verbesserten jetzt diese Technik. Es gelang ihnen, die organische Trockensubstanz, die etwa 60 Prozent des Restmülls ausmacht, um fast 90 Prozent zu reduzieren und die Biogasausbeute zu verdoppeln.
Der Trick der Fraunhofer-Forscher: Sie verfeinerten das gängige zweistufige Verfahren. Die luftdicht ablaufenden Prozesse wurden in der zweiten Phase durch Mikrofilter ergänzt. Durch diese fließt das bei der Gärung entstehende Schlammwasser ab. Die Restmasse fault weiter und schrumpft – im Vergleich zum bisherigen Verfahren – auf weniger als die Hälfte zusammen. Anschließend behandeln die Wissenschaftler den verbleibenden Rest unter Zufuhr von Luft mit speziellen Pilzen, um das im Gärprozess schwer abbaubare Lignin zu reduzieren. Der Stoff kommt in fast jeder Pflanze, Frucht- sowie Gemüseart vor und verholzt die Fasern. Schließlich wird die Menge ein weiteres Mal vergoren, um den Restmüll weiter kleinzukriegen. Die geruchlosen Überbleibsel können nun deponiert werden.
Prof. Dr. Walter Trösch vom Fraunhofer IGB erklärt: »Es ist kein Problem, bereits bestehende Vergärungsanlagen mit unserem System nachzurüsten, aber natürlich ist es eine Frage des Geldes.« Eine sinnvolle Investition für die Zukunft: die Ergebnisse erfüllen bereits heute die Anforderungen der neusten Technischen Anleitung für Siedlungsabfälle (TASi) für das Jahr 2005. Das Verfahren eignet sich nicht nur für Hausmüll; auch andere organische Abfälle wie Biomüll, Gülle, Klärschlamm oder industrielle Naturstoffabfälle lassen sich damit nutzbringend verwerten.