Thomas Hirth ist neuer Institutsleiter am Fraunhofer IGB
Der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft hat Prof. Dr. Thomas Hirth in die Institutsleitung des Fraunhofer IGB berufen. Hier ist er nicht gänzlich unbekannt, leitet er doch als Koordinator der Weißen Biotechnologie innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft auch zwei Großprojekte, an denen das IGB beteiligt ist. Mit Wirkung zum 1. Dezember 2007 hat Prof. Hirth am 3. Dezember im Kreise der Mitarbeiter die Institutsleitung von Prof. Dr. Herwig Brunner übernommen. Hier ist sein Ziel, »Beiträge für die nachhaltige Gestaltung der Welt von morgen« zu leisten.
Thomas Hirth wurde 1962 im badischen Michelbach geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Im Wintersemester 1982/1983 nahm er das Studium der Chemie an der Universität Karlsruhe auf, das er Frühjahr 1988 mit einer Diplomarbeit am Lehrstuhl für Physikalische Chemie und Elektrochemie I unter der Leitung von Prof. Dr. E. U. Franck abschloss. In der anschließenden Doktorarbeit untersuchte Hirth die »Pyrolyse, Hydrolyse und Oxidation kohlenstoffhaltiger Verbindungen in überkritischem Wasser bei Drücken bis 1000 bar«, ebenfalls bei Prof. Franck.
Direkt nach der Promotion wandte sich Hirth 1992 mit einer Anstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT, Pfinztal, der angewandten Forschung zu. Bereits nach zweieinhalb Jahren übernahm er dort Anfang 1995 mit 33 Jahren die Leitung des Produktbereichs Umwelt-Engineering, die er in den folgenden Jahren zu einer der größten und erfolgreichsten Abteilungen am Fraunhofer ICT ausbaute. So trieb er gleichermaßen den Aufbau des zivilen Institutsteils am Fraunhofer ICT – der andere ist die Verteidigungsforschung – voran. Zuletzt war Hirth für 70 Mitarbeiter und ein Forschungsbudget von ca. 5 Mio. Euro verantwortlich. Schwerpunkte seiner Arbeiten waren die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe, Hochdruckverfahrenstechnik, umweltfreundliche Produktionsverfahren und Kreislaufwirtschaft. Die Entwicklungen haben dazu beigetragen, die Bedeutung nachwachsender Rohstoffe und der Hochdruckverfahrenstechnik zu steigern und deren industrielle Umsetzung voranzutreiben. Zudem ist Hirth seit 1994 Lehrbeauftragter an verschiedenen Fachhochschulen und seit 2003 Honorarprofessor an er Fachhochschule Wiesbaden-Rüsselsheim.
Nicht zuletzt aufgrund der Kombination akademischer Kenntnisse mit praxisrelevanten Erfahrungen benannte ihn der Fraunhofer-Vorstand 2005 zum Koordinator des Fraunhofer-Innovationsthemas »Industrielle, weiße Biotechnologie«. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Akquisition mehrerer großer von Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Fraunhofer-Gesellschaft geförderter Projekte zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und weißen Biotechnologie beteiligt, in denen er acht verschiedene Fraunhofer-Institute erfolgreich koordiniert. An zwei Forschungsvorhaben ist auch das Fraunhofer IGB beteiligt.
Während dieser übergreifenden Tätigkeiten hat sich Hirth ein funktionierendes und nützliches Netzwerk zu wichtigen Funktionsträgern und Entscheidern innerhalb und außerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft aufbauen können. Durch aktive Mitarbeit in den relevanten Fachausschüssen z. B. der Gesellschaft deutscher Chemiker (GDCh), der DECHEMA und des VDI gelang es ihm, Zukunftsthemen zu besetzen und die betreffende Forschungspolitik mitzugestalten. Weit über die Fraunhofer-Gesellschaft hinaus hat Hirth sich einen Namen als Experte für nachwachsende Rohstoffe, nachhaltige Produktion und weiße Biotechnologie gemacht.
Seine thematischen Schwerpunkte und sein Erfolg machen Prof. Hirth zu einer optimalen Besetzung für die Nachfolge von Prof. Brunner als Institutsleiter am Fraunhofer IGB. »Unsere Forschungen in den Materialwissenschaften, Lebenswissenschaften und der Biotechnologie – in Kombination mit der Verfahrenstechnik – leisten Beiträge für die nachhaltige Gestaltung der Welt von morgen« fasst Prof. Hirth seine Vision zusammen. »Wir arbeiten an Schlüsselinnovationen, die – genau wie vor 150 Jahren die Dampfmaschine oder vor 50 Jahren das Automobil und die Petrochemie – eine neue industrielle und gesellschaftliche Entwicklungsphase einleiten werden.«
Die ersten Schritte sind für Hirth klar definiert. Er will die bisherigen am Fraunhofer IGB etablierten Geschäftsfelder auf die Felder Pharmazie, Medizin, Chemie, Umwelt und Energie fokussieren und mit zusätzlichen Themenschwerpunkten wie Pharmazeutischer Technologie und Chemie sowie Wasserstoff und Bioethanol als Energielieferanten ausbauen, um das IGB zum Technologieführer in den Bereichen Bio(medizinische) Materialien und Biotechnologie/Bioverfahrenstechnik zu machen. Wichtig ist ihm bei allen geplanten Maßnahmen eine solide und stabile Finanzierung und eine nachhaltige Personalentwicklung des Instituts. Ab April 2008 wird er auch dem Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik der Universität Stuttgart vorstehen, das derzeit noch vom vormaligen Institutsleiter des IGB, Prof. Herwig Brunner geführt wird.