Institutsleiter Thomas Hirth stärkt weiße Biotechnologie am Fraunhofer IGB
Ein gutes halbes Jahr – seit dem 1. Dezember 2007 – leitet Professor Thomas Hirth nun das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart. Seinem Ziel, »Beiträge für die nachhaltige Gestaltung der Welt von morgen« zu leisten, ist er schon ein Stück näher gekommen.
Die ersten Schritte am Fraunhofer IGB waren für Hirth klar definiert. Es gelang ihm, innerhalb kürzester Zeit die bisherigen am Fraunhofer IGB etablierten Geschäftsfelder auf die Felder Pharmazie, Medizin, Chemie, Umwelt und Energie zu fokussieren. Diese will er in naher Zukunft um zusätzliche Themenschwerpunkte ergänzen und zum Beispiel Biomaterialien für die Medizin entwickeln, pharmazeutische Technologie und Chemie etablieren sowie Wasserstoff, Biobutanol und Bioethanol als Energielieferanten untersuchen. »Unsere Forschung in den Materialwissenschaften, Lebenswissenschaften und der Biotechnologie – in Kombination mit der Verfahrenstechnik – leisten Beiträge für die nachhaltige Gestaltung der Welt von morgen« sagte Prof. Hirth bei seinem Amtsantritt. Eine Disziplin, die genau dieses Ziel verfolgt und sich – wie die neuen Zukunftsthemen der Fraunhofer-Gesellschaft – an den gesellschaftlichen Bedürfnissen orientiert, ist die weiße Biotechnologie. Hier setzen Wissenschaftler Mikroorganismen oder deren Enzyme für die Produktion von Chemikalien und Synthesebausteinen wie auch Kraftstoffen und Energie ein.
Als Koordinator des Fraunhofer-Perspektivthemas »Industrielle, weiße Biotechnologie« und Initiator mehrerer großer von BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung), BMELV (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) und Fraunhofer-Gesellschaft geförderter Projekte zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und zur weißen Biotechnologie stärkt er diese nun weiter. Dass beispielsweise auch Bakterien in einem biotechnologischen Prozess 1,3-Propandiol, einen chemischen Grundstoff für Polyester oder Holzlacke, wirtschaftlich produzieren können, zeigten Mitarbeiter des Fraunhofer IGB vor wenigen Wochen bei dem von ThyssenKrupp initiierten und von der baden-württembergischen Landesregierung unterstützten »IdeenPark« auf der Neuen Messe Stuttgart. »Die Natur als chemische Fabrik« ist auch eines der IGB-Schwerpunktthemen beim Tag der Technik auf dem Fraunhofer-Campus Stuttgart am 13. Juni 2008. Verschiedene neue Projekte mit der chemischen Industrie hat Hirth bereits für das IGB angebahnt. Und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT, seiner vorherigen Wirkungsstätte in Pfinztal bei Karlsruhe, bereitet er gerade den Bau eines Demonstrationszentrums zur industriellen Produktion von Chemikalien und chemischen Grundstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen und organischen Reststoffen an einem ostdeutschen Standort als Außenstelle der beiden beteiligten Fraunhofer-Institute vor.
Seine Tätigkeit in der Fraunhofer-Gesellschaft startete Hirth vor 15 Jahren. Nach Studium und Promotion begann er 1992 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Karlsruhe. Bereits nach zweieinhalb Jahren übernahm er dort mit 33 Jahren die Leitung der Abteilung Umwelt-Engineering, die er in den folgenden Jahren zu einer der größten und erfolgreichsten Abteilungen am ICT ausbaute. Das Thema seiner Doktorarbeit im Bereich »Überkritische Fluide« begleitete ihn am ICT und lieferte die Basis für vielfältige Entwicklungen – zuletzt für ein Verfahren, mit dem sich Polyole für Polyurethane herstellen lassen, kurz gesagt Kunststoffe aus Zucker.
Am 1. April 2008 übernahm Professor Hirth auch am Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik IGVT der Universität Stuttgart die Leitung von seinem Vorgänger Professor Herwig Brunner. Auch hier ist Hirth gleich aktiv geworden, neue Forschungsbereiche zu etablieren: Chemische Grenzflächenverfahrenstechnik, Physikalische Grenzflächenverfahrenstechnik, Biologische Grenzflächenverfahrenstechnik, Medizinische Grenzflächenverfahrenstechnik und Umwelt-Grenzflächenverfahrenstechnik. Diese erweiterte Basis ermöglicht ihm die Durchgängigkeit der Forschung: Den Bogen zu spannen von der Grundlagen- und Vorlaufforschung am Universitätsinstitut bis zur anwendungsorientierten und Auftragsforschung am Fraunhofer-Institut.