Chemisch-Biotechnologisches Prozesszentrum CBP Leuna erhält erste Anschubfinanzierung über 1 Million Euro vom Land Sachsen-Anhalt
Anlässlich der Sitzung des Innovations- und Technikbeirats des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg nahm Professor Thomas Hirth als Vertreter des Projektkonsortiums des Chemisch-Biotechnologischen Prozesszentrums CBP Leuna am 30. Juni 2010 einen Fördermittelbescheid in Höhe von 945.000 Euro entgegen.
Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff: »Dieses Zentrum soll einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung alternativer Nutzungskonzepte für Biomasse in Bioraffinerien leisten und damit neue Möglichkeiten eröffnen, um in Zukunft biologische Rohstoffe verarbeiten zu können und nach Bedarf Öle, Fette, Cellulose, stärke- oder zuckerhaltige Rohstoffe als Ausgangsstoffe für Produkte zu gewinnen. Die industrielle Biotechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien für das 21. Jahrhundert. Mit der Umsetzung des CBP wird ein Kristallisationspunkt für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe an einem international relevanten Chemiestandort entstehen, der eine starke überregionale Magnetwirkung besitzen wird. Dadurch wird neben dem Standort Sachsen-Anhalt der Standort Deutschland insgesamt in seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit signifikant gestärkt.«
Das CBP wird von den Fraunhofer-Instituten für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik IGB sowie für Chemische Technologie ICT gemeinsam errichtet und betrieben. Der Aufbau beruht auf einer gemeinsamen Vereinbarung und Finanzierungszusagen der Bundesregierung, des Landes Sachsen-Anhalt, der Fraunhofer-Gesellschaft und der InfraLeuna GmbH, der Standortbetreibergesellschaft des Chemiestandorts Leuna. Das Investitionsvolumen für das Kernprojekt CBP beträgt insgesamt rund 50 Mio. Euro. Das Land fördert dieses Vorhaben mit 20,1 Mio. Euro. Die jetzt übergebenen Fördermittel sind eine erste Anschubfinanzierung für den Betrieb des CBP. Neben der Begleitung der Aufbauphase sollen bereits im Rahmen dieser Aufbauphase Forschungsvorhaben mit industriellen Partnern initiiert und schrittweise umgesetzt werden. Ziel ist es, zeitnah Verbundvorhaben mit industrieller Beteiligung zu realisieren.
»Das neue Chemisch-Biotechnologische Prozesszentrum CBP schließt die Lücke zwischen Labor und industrieller Umsetzung«, sagt Thomas Hirth, Leiter des Fraunhofer IGB. »Mit dem CBP Leuna entsteht eine bisher einmalige Plattform zur Entwicklung neuer Verfahren bis in produktrelevante Dimensionen mit direkter Anbindung an die chemische Industrie einerseits und an die Fraunhofer-Forschung andererseits.«
Erste Projekte laufen bereits. Das Projekt »Integrierte BioProduktion« wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert. Ein Konsortium aus Universitäten, außeruniversitärer Forschung und Industrie entwickelt neue Verfahren entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um aus heimischen pflanzlichen Ölen Synthesebausteine für die Herstellung von Epoxydharzen, Hydrophobierungsmitteln, Aminen und Schmierstoffen zu gewinnen.
Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt »Innozym« werden für verschiedene Produktionsorganismen neue Enzyme für technische Anwendungen sowie skalierbare Herstellungs- und Aufarbeitungsverfahren für die integrierte Bioproduktion der Enzyme entwickelt.
Das Verbundvorhaben »Lignocellulose-Bioraffinerie« wird vom BMELV gefördert. Es baut auf einem Vorläuferprojekt auf, in dem die Verbundpartner ein Verfahren entwickelt haben, mit dem die Bestandteile Cellulose, Hemicellulose und Lignin in hoher Reinheit aus Lignocellulose, wie sie in Holzabfällen und Stroh vorkommt, gewonnen werden können. Nun soll ein Prozess zur vollständigen stofflichen Nutzung aller Bestandteile der Lignocellulose im großtechnischen Maßstab etabliert und die Herstellung biobasierter Produkte auf Cellulose-, Hemicellulose- oder Ligninbasis in einer Bioraffinerie im Pilotmaßstab realisiert werden.