Fraunhofer-Symposium »Netzwert« – Ausgezeichnete IGB-Ideen
Mit 360 Gästen war das Fraunhofer-Symposium »Netzwert« Anfang Dezember 2013 in München wieder gut besucht. Nach der Vorstellung ausgewählter Glanzlichter aus der Fraunhofer-Vorlaufforschung war ein zweiter Höhepunkt der Ideenwettbewerb, bei dem in zwei Blöcken je zehn Wissenschaftler originelle Einfälle präsentieren – in einem 90 Sekunden dauernden »Elevator Pitch«. Da die Technik zur Auswertung des Zuschauervotums kurzfristig versagte, entschied sich der Vorstand, alle zehn Vorschläge der ersten Runde mit 25 000 Euro zu fördern – darunter auch IGB-Wissenschaftler Kai Sohn mit seiner Projektidee zu einem »Genetischen Fingerabdruck für die Infektionsdiagnostik«. In der zweiten Runde schaffte es Philipp Grimmer vom IGB mit seiner Darbietung eines »Eisfreien Straßenbelags« dank Votum der Zuschauer auf den zweiten Platz und zu 25 000 Euro Förderung.
Genetischer Fingerabdruck für die Infektionsdiagnostik
Täter können über ihre Spuren am Tatort mithilfe des für jeden Menschen individuellen genetischen Fingerabdrucks überführt werden. Genauso ist jeder bakterielle Krankheitserreger durch ein einzigartiges genetisches Profil gekennzeichnet. Dieses will sich Dr. Kai Sohn, stellvertretender Abteilungsleiter am IGB, für die Diagnostik von Sepsiserregern zunutze machen. An der als »Blutvergiftung« bekannten Sepsis sterben in Deutschland jährlich mehr als 56 000 Menschen – häufig weil die Erreger, zumeist Bakterien, nicht rechtzeitig identifiziert und folglich nicht zielgerichtet bekämpft werden können. Der neue Ansatz: Die DNA der im Blut der Patienten zirkulierenden Erreger soll isoliert und mit neuesten Verfahren zur Hochdurchsatzsequenzierung entschlüsselt werden. Binnen weniger Stunden wüsste der Arzt in der Klinik anhand des genetischen Fingerabdrucks, mit welchen Erregern der Patient infiziert ist und welche Medikamente er geben muss.
Eisfreier Straßenbelag
Schneefall und Eisglätte führen im Winter häufig zu Unfällen und Verkehrschaos. Ein Straßenbelag, welcher Eis und Schnee selbstständig abtaut, würde für mehr Sicherheit sorgen – bis Räumfahrzeuge die betroffenen Straßen gestreut haben. Hierzu schwebt dem Doktoranden Philipp Grimmer ein funktionaler Straßenbelag vor, in den ein chemisches Taumittel, verkapselt in Kunststoffpartikel, eingelagert ist. Fällt die Temperatur unter den Gefrierpunkt, setzen die Partikel das Taumittel in den Asphalt frei, so die Idee. Das Taumittel diffundiert an die Straßenoberfläche und bringt Eis und Schnee zum Schmelzen. Leere Partikel sollen nach der Entladung für den nächsten Schneefall wieder aufgefüllt werden – mit dem Taumittel der anrückenden Streufahrzeuge.