Großes Potenzial für mobile Biogasnutzung in Brasilien
Die Situation der Abwasserreinigung in Brasilien unterscheidet sich deutlich von der in Deutschland. Zwar ist in den industrialisierten Gebieten wie dem Staat São Paulo (SP) die Mehrzahl der Bevölkerung an ein Abwasserkanalsystem angeschlossen, doch gelangt heute noch ein großer Teil der Abwässer ungereinigt in die Vorfluter. Durch Wachstumsbeschleunigungsgesetze des brasilianischen Staates soll die Klärtechnik in Zukunft verstärkt ausgebaut werden. Zurzeit erfährt das Biogas, welches in brasilianischen Kläranlagen gebildet wird, normalerweise keine systematische Nutzung, sondern wird in offenen Fackeln verbrannt.
Gemäß der IANGV (International Association for Natural Gas Vehicles) besitzt Brasilien weltweit eine der größten Flotten an Erdgasfahrzeugen ebenso wie ein sehr großes Erdgastankstellennetz. 2009 lag es mit 1,6 Mio Fahrzeugen auf dem 4. Platz hinter Pakistan, Argentinien und Iran. Bei der Anzahl von Erdgastankstellen belegt es mit 1704 bereits den dritten Platz. Bereits 2003 wurden auf dem brasilianischen Markt sogenannte Flex-Motoren eingeführt, die aktuell 87 Prozent der Neuzulassungen ausmachen und mit Benzin, Methanol, Ethanol sowie beliebigen Mischungen dieser Kraftstoffe betrieben werden können. Durch Anpassung des Tanks dieser Fahrzeuge kann ebenfalls Erdgas als Kraftstoff verwendet werden. Auf dem brasilianischen Markt gibt es bereits werkseitig umgerüstete, als Tetrafuel bezeichnete Fahrzeuge, die mit reinem Benzin, brasilianischem Benzin (mit 20 Prozent Ethanol), mit Ethanol und komprimiertem Erdgas fahren können.
Faulgase der Kläranlage Franca nutzen
Im Rahmen des internationalen Teils der Klimaschutzinitiative unterstützt das BMU ausgewählte Projekte in Partnerländern, die zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beitragen, so auch das Projekt des Fraunhofer IGB mit dem brasilianischen Wasserversorger und Abwasserentsorger SABESP. Das Ziel des Projekts besteht darin, auf der Kläranlage der Stadt Franca, SP, die von SABESP betrieben wird, die Faulgase zu sammeln, auf die Qualität von Erdgas (Biomethan) aufzureinigen und einer Fahrzeugflotte als Kraftstoff zur Verfügung zu stellen. Biomethan aus Faulgas wird heute als einer der umweltfreundlichsten Kraftstoffe betrachtet. Von besonderem Vorteil ist, dass es eine ausgeglichene CO2-Bilanz aufweist – bei seiner Verbrennung entsteht praktisch kein neues Treibhausgas.