Eine der wenigen Chancen, rasch ein Therapeutikum gegen das Coronavirus SARS‑CoV‑2 zur Verfügung zu stellen, liegt im »Repurposing« bereits zugelassener Arzneimittel. Bei diesen Arzneimitteln ist die grundsätzliche Verträglichkeit schon nachgewiesen worden, Untersuchungen beschränken sich daher auf den Nachweis der Wirksamkeit. Doch klinische Studien sind in der momentanen Situation schwierig durchzuführen, Tiermodelle für Covid‑19 kaum vorhanden. Aufgrund der Komplexität der SARS‑CoV‑2‑Infektion, des fehlenden Wissens zur genauen Pathogenese und der besonderen Bedeutung des humanen Immunsystem bieten Organ‑on‑Chip (OoC)‑Systeme eine neue Möglichkeit, Medikamente aussagekräftig in nicht‑klinischen Studien zu testen.
Im Anti‑Corona‑Projekt C19‑Lungen‑Chip wird ein Covid‑19‑Infektionsmodell entwickelt, das auf dem bereits etablierten immunkompetenten Lunge‑on‑Chip‑System der Firma Dynamic42 GmbH basiert. Das Infektionsmodell soll die Pathogenese von Covid‑19 nachbilden und eingesetzt werden, um die Wirksamkeit von bis zu 40 unterschiedlichen Wirkstoffen bzw. Wirkstoffkombinationen aus Fraunhofer‑Bibliotheken und den in den Anti‑Corona‑Projekten CoroVacc, ISE‑CoV‑2‑Screen identifizierten Kandidaten zu testen.
Um dies zu realisieren, bündeln die Fraunhofer‑Institute IGB, IZI und IME gemeinsam mit dem Industriepartner Dynamic42 ihre Kompetenzen in der Entwicklung von humanen Organ‑on‑Chip‑Modellen, der Anwendung dieser Modelle für pharmazeutische Studien sowie in der Etablierung von Infektionsmodellen für die Forschung am SARS‑CoV‑2‑Virus. Das Modell soll anschließend interessierten Firmen zur Testung eigener Wirkstoffe zur Verfügung gestellt werden.