Mechanischer Zellaufschluss
Da EPA in den Algenzellen in der Chloroplastenmembran vorliegt, ist ein Aufschluss der Algenzellen notwendig, um die Diffusionsbarrierewirkung der Zellmembran zu reduzieren. Hierzu wurden zwei Möglichkeiten untersucht: Mittels Hochdruckhomogenisator wird die Algenbiomasse bei Drücken bis zu 2000 bar aufgeschlossen und zum Platzen gebracht, wohingegen mittels Rührwerkskugelmühle die Algenzellen zermahlen und somit die komplette Zellstruktur zerstört und aufgeschlossen wird.
Extraktion der Galactolipide mit überkritischem Kohlenstoffdioxid
Zur Extraktion der Galactolipide aus den Algenzellen haben wir neben organischen Lösungsmitteln wie Ethanol auch überkritisches CO2 (supercritical CO2, scCO2) verwendet. Im Extraktor liegt die Biomasse als Festbett vor, durch das scCO2 strömt. Der Extrakt wird anschließend im Separator vom CO getrennt und aufgefangen. Aufgrund der Polarität der Galactolipide konnte bei der Extraktion mit scCO2 durch die Verwendung von Ethanol als Co-Solvent die Ausbeute gesteigert werden. Zusätzlich wurde der Einfluss eines vorherigen Zellaufschlusses mittels Rührwerkskugelmühle oder Hochdruckhomogenisator auf die Extraktion untersucht. Hierbei hat sich gezeigt, dass die Extraktion von mit der Rührwerkskugelmühle aufgeschlossener Biomasse die höchsten Ausbeuten von bis zu 85 Prozent aufweist.
Umesterung der Galactolipide zu EPA-Ethylestern
Für die Herstellung eines EPA-Ethylesters zur Verwendung als Nahrungsergänzungsmittel ist es notwendig, EPA vom extrahierten Galactolipid abzuspalten und enzymatisch mit Ethanol zu verestern. Hierfür ist neben Ethanol als eigentlichem Substrat ein weiteres Lösungsmittel notwendig, um die Enzymaktivität zu erhalten, beispielsweise scCO2. Enzyme für die Transesterifikation werden immobilisiert als Enzymfestbett eingesetzt. Dem kontinuierlichen scCO2-Strom über das Enzymfestbett wird ein Ethanolextrakt mit Galactolipiden zudosiert. In Abhängigkeit von der Konzentration der Galactolipide im Ethanolextrakt muss für die vollständige Transesterifikation die Verweilzeit im Enzymfestbett entsprechend eingestellt werden.
Weitere Aufreinigungsschritte und Ausblick
Zur Gewinnung der reinen EPA-Ethylester sind weitere Aufreinigungsschritte nötig. Wie die Abtrennung des Ethanols mittels Rektifikation, der polaren Reststoffe mittels scCO2 sowie der niederen Fettsäureethylester mittels scCO2-Chromatographie.
Um in Zukunft nachhaltige, ressourcenschonende und umweltverträgliche Verfahren für die stoffliche und energetische Nutzung von Algenbiomasse zu etablieren, sollen nach dem Prinzip einer Bioraffinerie zunächst Wertstoffe mittels überkritischer Fluide aus den Algen gewonnen und fraktioniert werden, um im Anschluss die Restbiomasse energetisch zu nutzen.