Die Gruppe Industrielle Biotechnologie des Fraunhofer IGB wird die Fermentationsentwicklung zur Produktion von Xylonsäure und Äpfelsäure aus den C5-Zuckern der Hemicellulose-Fraktion durchführen. Die Experimente im Labor- und Technikums-Maßstab und die Berechnungen für das Scale-up werden für die Fermentation von Äpfelsäure und Xylonsäure von der Arbeitsgruppe Industrielle Biotechnologie (WBT) in Stuttgart durchgeführt. Mit den erstellten Protokollen führen die Kollegen in Leuna dann die Fermentation im 10-m³-Maßstab durch.
Äpfelsäure
Für die Äpfelsäure besteht ein stetig wachsender Markt, da diese in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie eingesetzt wird. Hier dient die Äpfelsäure als Lieferant für den sauren Geschmack in Produkten wie z.B. Marmeladen und Säften oder sie wird für die Verbesserung der Haltbarkeit in Backwaren eingesetzt. Aber auch das Potential als Baustein in der Chemieindustrie ist für die Äpfelsäure erheblich. Zusammen mit Bernstein- und Fumarsäure gehört sie zu der Gruppe der C4-Dicarbonsäuren. C4-Säuren können in 1,4-Butandiol (BDO) umgewandelt werden – eine wichtige Vorstufe zur weiteren Konversion in eine Vielzahl von Chemikalien, darunter Kunststoffe, Polymere und Harze zur Verwendung in z. B. Golfbällen bis hin zu Druckfarben und Reinigungsmitteln. Die biotechnologische Herstellung der Äpfelsäure wird von der Arbeitsgruppe Industrielle Biotechnologie am Fraunhofer IGB mit Aspergillus-Stämmen, welche den G.R.A.S. Status haben, etabliert.
Xylonsäure
Gluconsäure begegnet uns im täglichen Leben als Zusatzstoff von Lebensmitteln oder als Additiv in chemischen Produkten. Die Produktion basiert auf Glukose, deren Gewinnung kompetitiv zur Nahrungsmittelherstellung ist. Eine »Non-Food«-Alternative zur Gluconsäure stellt die Xylonsäure dar: Diese kann aus lignocellulosehaltigen Pflanzen gewonnen werden und zeigt vergleichbare Eigenschaften. Ziel des Fraunhofer IGB war die Entwicklung eines effizienten Prozesses zur Gewinnung von Xylonsäure aus Xylose. Die fermentative Umsetzung der Xylose wird mittels Gluconobacter sp. und Luftsauerstoff durchgeführt. Die Optimierung des fermentativen Prozesses führte zu einer finalen Xylonsäurekonzentration von über 250 g/L bei einer Ausbeute von über 90 Prozent. Im nachfolgenden Aufreinigungsprozess wurde Xylonsäure mit einem Reinheitsgrad > 80 Prozent, was für technische Anwendungen genügend ist, gewonnen. Mit einer erfolgreichen 100-Liter-Fermentation wurde die Skalierbarkeit des Prozesses am Fraunhofer CBP bereits demonstriert, ein Scale-up auf 300 Liter folgt. Kleinere Mengen an Xylonsäure können wir bereits jetzt für anwendungsspezifische Untersuchungen anbieten. So kann die Xylonsäure z. B. zur Substitution von Gluconsäure als Abbindeverzögerer oder als Chelatierungsmittel getestet werden.
Fermentationsentwicklung
Die Gruppe Industrielle Biotechnologie des Fraunhofer IGB wird sich innerhalb des Projektes KomBiChemPro mit der Fermentationsentwicklung im Labor- und Technikumsmaßstab beschäftigen und im Anschluss das Scale-up in den 10-m³-Maßstab durchführen. Bei der Maßstabsübertragung sollten möglichst geometrische Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen Größenausführungen und stoffliche Ähnlichkeit bei den betrachteten Stoffsystem gewährleistet werden. Darüber hinaus sind die Prozessbedingungen mithilfe zumeist dimensionsloser maßstabsinvarianter Kennzahlen, z. B. kLa-Werte und die Rührerumfangsgeschwindigkeit, auf den größeren Maßstab zu übertragen. Diese Bedingungen werden am Fraunhofer IGB bei der Entwicklung des neuen Prozesses berücksichtigt und können in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer CBP im technischen Maßstab validiert werden.