Entwicklung neuer Biokatalysatoren für die Herstellung von langkettigen Dicarbonsäuren
Langkettige Dicarbonsäuren können in der Industrie vielseitig als Plattformchemikalien eingesetzt werden, wie zum Beispiel in der Polymerindustrie zur Herstellung von Polyamiden oder Polyestern. Die Herstellung von Dicarbonsäuren erfolgt vor allem durch chemische Verfahren. Im chemischen Prozess werden petrochemische Rohstoffe zur Synthese eingesetzt, zudem lassen sich langkettige Dicarbonsäuren (> 12 Kohlenstoffatome) nur schwer chemisch synthetisieren.
Alternativ können bestimmte Hefestämme zur Dicarbonsäureherstellung herangezogen werden. Diese können Alkane oder Fettsäuren in Dicarbonsäuren mit entsprechender Kettenlänge umwandeln. Die Herstellung der Dicarbonsäuren erfolgt in der Hefe über den sogenannten omega-Oxidations-Weg, gleichzeitig wird jedoch die gebildete Dicarbonsäure im beta-Oxidationsweg der Hefe weiter verstoffwechselt und zur Energiegewinnung genutzt.
Um einen Abbau der gebildeten Dicarbonsäuren in der Zelle zu verhindern und eine vollständige Umwandlung von Fettsäuren als nachwachsende Rohstoffe in Dicarbonsäuren zu gewährleisten, müssen Strategien entwickelt werden, um den beta-Oxidationsweg in der Zelle zu blockieren. Eine Möglichkeit dazu ist die Deaktivierung (Knock-out) von Genen des beta-Oxidationsweges über gentechnische Methoden.
Ein derartig veränderter Hefestamm ist bereits aus der Literatur bekannt und erzielt in fermentativen Prozessen Konzentrationen über 100 g/l an langkettigen Dicarbonsäuren (Picataggio et al., 1992, Metabolic engineering of Candida tropicalis for the production of long-chain dicarboxylic acids. Bio/Technology. 10: 894 - 898). Da es sich bei diesem Hefestamm um die Hefe Candida cenakerosene handelt, ist ihr Einsatz für die industrielle Produktion von langkettigen Dicarbonsäuren beschränkt.
Das Fraunhofer IGB arbeitet deshalb in dem EU-geförderten Projekt BioConSepT an der Bereitstellung neuer, mikrobiologisch unbedenklicher Produktionsstämme für die Dicarbonsäuregewinnung.