Namibia: Anpassung des Konzepts DEUS 21

Mit den erfolgreichen Pilotvorhaben Heidelberg-Neurott (S. 83) und Knittlingen (Bild 1 sowie IGB-Jahresbericht 2006/07 S. 80) innerhalb des Projekts »Dezentrale urbane Infrastruktursysteme DEUS 21« hat das Fraunhofer IGB einen großen Schritt zur Umsetzung des mit dem Fraunhofer-Preis 2007 ausgezeichneten Wassermanagementkonzepts (S. 25) getan. Seit 2005 haben zahlreiche interessierte Besucher aus dem In- und Ausland die beiden Anlagen besichtigt.

DEUS 21 lohnt sich besonders in Regionen, in denen

  • noch keine Wasserinfrastruktur existiert,
  • rasche Veränderungen ein flexibles System erfordern oder
  • Abläufe aus Kläranlagen eine hohe Qualität aufweisen müssen, z. B. wenn das gereinigte Abwasser wiederverwendet werden soll.

Nun laufen auch erste Projekte zur Anpassung von DEUS 21 an verschiedene Rahmenbedingungen an. Neben einem Vorhaben in Sachsen, bei dem semidezentrale Konzepte für den von Abwanderung besonders betroffenen ländlichen Raum entwickelt werden, ist das Fraunhofer IGB seit November 2006 auch im südlichen Afrika engagiert. Dabei erarbeiten wir Konzepte zur Wassernutzung in trockenen Regionen am Beispiel des Projekts »Integriertes Wasserressourcen-management im nördlichen Namibia – Cuvelai-Basin (CuveWaters)«.

Herausforderungen: Trockenheit und Armut

Die Situation im Norden Namibias, einer der trockensten Regionen im sub-saharischen Afrika, stellt sich folgendermaßen dar:

  • Trinkwasser wird allein aus einem Grenzfluss zu Angola gewonnen, was die Bewohner des Cuvelai-Basins von den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Angola abhängig macht. Oberflächenwasser gibt es nur während der Regenzeit, das Grundwasser ist entweder zu tief oder zu salzhaltig.
  • 70 Prozent der städtischen Bevölkerung haben weder eigenen Wasseranschluss noch eine Abwasserableitung. Zur Verfügung stehen lediglich gemeinschaftlich genutzte Wasserhähne und einige Trockentoiletten.
  • Das Abwasser der städtischen Bevölkerung wird gesammelt und in Abwasserteiche eingeleitet, wo es verdunstet oder versickert. Wegen des geringen Gefälles muss es mittels Pumpstationen immer wieder angehoben werden.

Akzeptanz ermitteln durch Gespräche vor Ort

Auf der Grundlage einer Datenerhebung vor Ort und den Erfahrungen mit DEUS 21 wurden mögliche Lösungen für ein nach-haltiges urbanes Wassermanagement unter namibischen Verhältnissen entwickelt (Bild 2). In zwei Workshops (Bild 3) ermittelten wir bei den zukünftigen Nutzern, Bewohnern einer ungeplanten »informellen Siedlung«, gemeinsam mit einem namibischen Forschungsinstitut, der Desert Research Foundation, die Akzeptanz möglicher Lösungen sowie Präferenzen zur Wassernutzung.

Sanitärzentrum als Lösung

Zurzeit zeichnet sich folgendes Konzept ab: In einem gemeinsam genutzten Sanitärzentrum erhalten die Bewohner gegen Bezahlung Zugang zu Toiletten und Wasch-gelegenheiten. Das Abwasser wird über ein Vakuumsystem einer semi-dezentralen Kläranlage zugeleitet. Hier wird es anaerob behandelt. Das dabei entstehende Biogas wird den Bewohnern zum Kochen zur Verfügung gestellt. Durch den Einsatz eines Rotationsscheibenfilters in der Kläranlage ist der Ablauf frei von krankheitserregenden Mikroorganismen. Er enthält jedoch noch viele Nährstoffe, so dass das Wasser zur Bewässerung und Düngung im Gemüseanbau genutzt werden kann. Dies schafft eine zusätzliche Einkommensquelle für die Bewohner.

Das Konzept wird derzeit gemeinsam mit den Nutzern vor Ort verfeinert und soll dann in einer zweiten Projektphase als Demonstrationsobjekt umgesetzt werden.

Förderung

Wir danken dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Förderung des Projekts »Dezentrale Urbane Infrastruktursysteme DEUS 21«, Förderkennzeichen 02WD0850.

Bundesministerium für Bildung und Forschung.