Um zur Behandlung an Covid‑19 erkrankter Patienten schnell Therapeutika zur Verfügung zu stellen, können bereits für andere Indikationen zugelassene Arzneimittel daraufhin untersucht werden, ob sie sich auch zur Therapie einer SARS‑CoV‑2‑Infektion eignen. Dieses Vorgehen wird als »Repurposing« bezeichnet.
Das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME hat hierzu in einer Repurposing‑Bibliothek bereits mehrere Wirkstoffkandidaten gegen SARS‑CoV‑2 identifiziert. Um die Wirksamkeit dieser Kandidaten zu verbessern und mögliche Nebenwirkungen zu verringern, sollte die Freisetzung der Wirkstoffe möglichst gezielt am Ort der Infektion stattfinden. Anhand der Kriterien biologische Aktivität, Wirkmechanismus, Pharmakokinetik und physikochemischen Eigenschaften wurden fünf Wirkstoffkandidaten für weitere Untersuchungen zu geeigneten Formulierungen für die Applikation in den Atemwegen ausgewählt.
Das Fraunhofer IGB hat, parallel zur Identifizierung der Wirkstoffkandidaten, gemeinsam mit der FIP_DD@HUJI gewebe- und zelltypspezifische nanopartikuläre Drug‑Delivery‑Systeme für diese entwickelt. Die Partner greifen dabei auf Erfahrungen bei der Formulierung von antiviralen Substanzen gegen HSV‑1 (Herpes‑Simplex‑Virus) zum sicheren Transport und zur gezielten Freisetzung in humanen 3D‑Gewebemodellen zurück. Basis dieser Formulierungen sind liposomale Freisetzungssysteme, die nun in Kombination mit den Wirkstoffkandidaten untersucht werden.