Seit über 60 Jahren wird am Standort Steinhäule das Abwasser der Stadt Ulm und seiner Umgebung gereinigt. Das Klärwerk reinigt das Abwasser von rund 220 000 Einwohnern sowie Industrie- und Gewerbeabwässer, die ebenso ca. 220 000 Einwohnergleichwerten entsprechen. Teil der Kläranlage ist auch eine Anlage zur Schlammverbrennung; eine Schlammfaulung gibt es bisher jedoch nicht. Das soll sich nun ändern.
Untersuchung der Vergärbarkeit des anfallenden Schlamms
Der zuständige Zweckverband hat das Fraunhofer IGB beauftragt, mit dem in Ulm anfallenden Schlamm Untersuchungen zur Vergärbarkeit im Technikum durchzuführen. Auf Basis der hier erzeugten Daten kann dann eine Hochlastfaulung ausgelegt werden, welche den biologisch abbaubaren Anteil des Schlamms sehr effizient in Biogas umsetzt. Damit wird zum einen das Volumen des anfallenden Schlamms reduziert, was die Kapazitäten der Verbrennungsanlage schont. Zum anderen kann das entstehende Biogas ebenfalls energetisch genutzt werden, was sich positiv auf die Energiebilanz der Kläranlage auswirkt.
Pilotanlage zur Hochlastfaulung
Da es auf der Kläranlage bisher keine Schlammfaulung gab, bestand beim Betriebspersonal der Wunsch, an einer Pilotanlage Erfahrung sammeln zu können, bevor die großtechnische Anlage realisiert wird. Daher hat das Fraunhofer IGB in einem zweiten Projekt eine Pilotanlage zur Hochlastfaulung in einer Halle auf der Kläranlage Steinhäule aufgebaut und im Dezember 2020 in Betrieb genommen. Diese Anlage ist so konzipiert, dass sie später auch an anderen Standorten eingesetzt werden kann. Sie diente dem Fraunhofer-internen Projekt EVOBIO als technische Basis. Aufbauend auf den Konzepten, die in EVOBIO entwickelt wurden, wird aktuell mit den Kolleginnen und Kollegen aus Ulm daran gearbeitet, Lösungen für die Verwertung der im Schlammwasser rückgelösten Nährstoffe zu finden.