Die Druckwechseltechnologie (pressure change technology, PCT) ist ein nicht-thermisches und nicht-chemisches Verfahren zur Behandlung von Flüssigkeiten mit suspendierten mikrobiellen Partikeln.
Die Druckwechseltechnologie (pressure change technology, PCT) ist ein nicht-thermisches und nicht-chemisches Verfahren zur Behandlung von Flüssigkeiten mit suspendierten mikrobiellen Partikeln.
Das auch als »kalte Pasteurisierung« bezeichnete Verfahren wird vorzugsweise zwischen 5 °C und 40 °C bei Drücken bis ca. 50 MPa angewendet. Die zu behandelnde Flüssigkeit bzw. Suspension sowie das Arbeitsgas (z. B. Argon oder Stickstoff) werden jeweils unter Arbeitsdruck gesetzt und danach homogen vermischt. Bei Mikroorganismen diffundiert das Gas über die Zellmembran in die Zellen, bis das Zytoplasma mit Gas gesättigt ist. Wenn das Gemisch anschließend abrupt auf Umgebungsdruck abgesenkt wird, nimmt das Gas wieder seinen ursprünglichen, gasförmigen Aggregatzustand an und dehnt sich aus. Hierdurch werden die Zellen eruptiv zerstört. Durch kavitative Effekte können auch Schädigungen an den Partikeloberflächen entstehen.
Auf der Basis langjähriger Forschungs- und Projektarbeit steht am Fraunhofer IGB eine PCT-Forschungsanlage zur Verfügung, in der das Druchwechselverfahren für die Stabilisierung und Haltbarmachung beliebiger flüssiger Produkte untersucht und die jeweils optimalen Parameter ermittelt werden können.
Für Basisuntersuchungen, beispielsweise vor Ort bei Kunden, wird momentan zusätzlich eine flexibel konfigurierbare und mobile PCT-Laboranlage aufgebaut.
Die Druckwechseltechnologie entwickeln wir am Fraunhofer IGB für die Konservierung von flüssigen Lebensmitteln wie Fruchtsäften oder Wein weiter. Ziele eines Projekts zur Haltbarmachung von Wein ohne Konservierungsstoffe war etwa die Inaktivierung von an der Gärung beteiligten Mikroorganismen. Durch die Verwendung inerter Prozessgase wie Argon oder Stickstoff wird eine Oxidation von sensitiven Inhaltstoffen vermieden. Das Verfahren wurde zunächst als Batch-Prozess realisiert und validiert, wobei Parameter wie Temperatur, Retentionszeit, Gastyp und die Wirkung auf die beteiligten Mikroorganismen (Hefen, Milchsäurebakterien), aber auch physikalisch-chemische und sensorische Eigenschaften des Produkts untersucht werden. Derzeit demonstrieren wir die Technologie in einer mobilen Anlage unter realen Bedingungen bei Endanwendern.
Der Prozess wird auch eingesetzt, um intrazelluläre Metabolite aus pflanzlichen oder mikrobiellen Zellen zu gewinnen. So konnten wir den Aufschluss von Mikroalgenzellen mit PCT demonstrieren, um hochwertige Inhaltsstoffe für die Nahrungsergänzung oder Kosmetik zu extrahieren. Durch die Kombination des PCT-Verfahrens mit der Hochdruckextraktion und dem Einsatz verschiedener Prozessgase kann die beispielsweise die Gewinnung von Omega-3 Fettsäuren energetisch effizienter als bisher gestaltet werden.