IGB-Exponat an Bord der MS Wissenschaft: die Bio-Waschmaschine
MS Wissenschaft 2020: Bioökonomie im Schleudergang
Die MS Wissenschaft hat dem Sturm der Coronavirus-Pandemie getrotzt und sticht nun am 30. Juli 2020 endlich in See. Das Ausstellungsschiff des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fährt diesmal unter der Flagge der Bioökonomie. Diese ist das zentrale Thema des Wissenschaftsjahres 2020 und ein Forschungsschwerpunkt des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Aus diesem Grund hat das Institut auf der MS Wissenschaft angeheuert und zeigt dort am Beispiel einer interaktiven Waschmaschine, wie biobasierte Tenside für Wasch- und Reinigungsmittel mit Pilzen hergestellt werden können.
Trotz Pandemie-Lockdown im Frühjahr hat die MS Wissenschaft keinen Schiffbruch erlitten und lichtet nun, mit einiger Verspätung, doch noch die Anker: Am 30. Juli 2020 beginnt sie in Münster ihre diesjährige Tour durch Deutschland. Bis Mitte Oktober wird die schwimmende Wissenschaftsausstellung in insgesamt 19 Städten zu Gast sein. An Bord erwartet die Gäste eine abwechslungsreiche und spannende Ausstellung zum Thema Bioökonomie.
Bioökonomie als Lösung für globale Herausforderungen
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das die MS Wissenschaft auf die Reise schickt, hat die Bioökonomie zum Thema des aktuellen Wissenschaftsjahres ernannt. Der Grund dafür ist die enorme Relevanz dieses Forschungszweiges. Denn die Weltbevölkerung wächst rasant und gleichzeitig stellen uns ökologische Herausforderungen auf die Probe, etwa der Klimawandel, schwindende landwirtschaftliche Nutzflächen und zur Neige gehende fossile Rohstoffe. Die Bioökonomie zeigt einen Lösungsansatz für diese Probleme auf: Neue, biobasierte Technologien und Verfahren können dabei helfen, Rohstoffe und Produkte in Zukunft nachhaltiger zu erzeugen, zu verarbeiten und zu verbrauchen.
Ausstellung macht Bioökonomie greifbar
An Bord der MS Wissenschaft präsentieren zahlreiche deutsche Forschungseinrichtungen ihre Arbeiten im Bereich der Bioökonomie. Darüber hinaus finden in der Ausstellung auch politische und gesellschaftliche Fragen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ihren Platz, die sich vor allem im globalen Zusammenhang stellen. Zwischen Bug und Heck erwarten die Besucher zahlreiche Exponate, welche die vielfältigen Anwendungsgebiete und das Potenzial der Bioökonomie veranschaulichen. Das Fraunhofer IGB steuert hier seine Biotensid-Waschmaschine bei. So können sich die Gäste darüber informieren, dass sich in jedem Haushalt zahlreiche Produkte finden lassen, die mithilfe der Bioökonomie nachhaltiger und umweltfreundlicher hergestellt werden können.
Biobasierte Tenside: Sauber dank Pilzen
Denn ob Waschpulver, Haushaltsreiniger, Duschgels oder Shampoos – sie alle enthalten Tenside, die bewirken, dass Waschmittel schäumen und Schmutz und Fett sich lösen. Ein Großteil dieser Tenside wurde bislang aus Erdöl hergestellt, einem nur begrenzt verfügbaren fossilen Rohstoff. Das Fraunhofer IGB sucht zusammen mit Partnern aus der Industrie nach ressourcenschonenden biobasierten Alternativen und leistet damit einen Beitrag zur CO2-neutralen Herstellung der Tenside.
Auf der MS Wissenschaft zeigt das IGB, wie sich mithilfe von Pilzen besonders umweltschonende und effektive Fett- und Schmutzlöser herstellen lassen – aus nachwachsenden Rohstoffen. »Die Mikroorganismen brauchen dafür lediglich Zucker und Öl«, erläutert Dr. Susanne Zibek vom Fraunhofer IGB. »Die mit ihrer Hilfe produzierten Biotenside sind besser abbaubar und weniger giftig für die Umwelt. Um die Ausbeute in der Herstellung zu steigern und die noch hohen Produktionskosten zu senken, optimieren wir den Herstellungsprozess«, so die Wissenschaftlerin.
Das IGB-Exponat an Bord der MS Wissenschaft: die Bio-Waschmaschine
Wie die Biotensid-Herstellung mit Pilzen funktioniert, erklärt das IGB auf der MS Wissenschaft anhand einer interaktiven Bio-Waschmaschine. Im Fenster der Maschine lernen die Besucher den bioökonomischen Helfer namens Maydi kennen. Er ist ein Brandpilz mit dem wissenschaftlichen Namen Ustilago maydis und er produziert die Biotenside. Unter einem Mikroskop sieht man die ovalen Pilzzellen von Ustilago maydis. Im Waschmittelfach sind die Substrate zu sehen, aus denen der Pilz die Biotenside herstellt: Holz und Stroh liefern den Zucker, Öl aus Rapssamen oder Sonnenblumenkernen die Fettsäuren für die Biotenside. Im Waschmaschinendeckel zeigt ein Film, wie die Biotenside im Labor in Bioreaktoren hergestellt werden.
Eine Liste der diesjährigen Ankerplätze des Ausstellungsschiffs findet sich auf der Website der MS Wissenschaft. Der letzte Tourstop führt die schwimmende Ausstellung nach Straubing, also in direkte Nähe dortigen IGB-Institutsteils BioCat. Vom 14. bis 17. Oktober 2020 ist die MS Wissenschaft in der niederbayerischen Donaustadt zu Gast.