Abfallaufbereitung, Mast und Primärraffination
Zunächst wurden die Abfall- und Restströme so aufbereitet, dass diese von den Insektenlarven effizient verwertet werden konnten. Herausforderungen waren und sind hierbei unter anderem die saisonale Variabilität der Biotonne, das Entpacken ggf. verpackter Lebensmittelrückläufer, Rückstände von Pestiziden bei Obst und Gemüse aus nicht biologischer Landwirtschaft sowie Fehlwürfe (z. B. Besteck) bei Kantinenabfällen. Bei der Zusammenstellung der Futtermittel muss außerdem auf ein ausgewogenes Verhältnis der Nährstoffe und des Wassergehalts geachtet werden. Ist zu viel Wasser vorhanden, können die Larven ertrinken. Zu viel Fett im Futtermittel führt zu einer Phasenbildung und damit zu schlechtem und nicht reproduzierbarem Larvenwachstum, außerdem wird später die Separation der Larven vom Restsubstrat beeinträchtigt.
In einem speziellen Mastcontainer, welcher für die Insektenbioraffinerie ausgelegt wurde, wachsen anschließend junge Insektenlarven mit den aufbereiteten Abfall- und Reststoffen und setzen diese dabei in Biomasse um. Hierbei ist es entscheidend, auf eine gute Durchlüftung und Klimatisierung zu achten, sodass an jeder Stelle des Mastcontainers gleiche Bedingungen für das Larvenwachstum herrschen und das Substrat zum Ende der Mast eine passende Restfeuchtigkeit für die weitere Prozessierung besitzt.
Die auf den Abfall- und Reststoffen gewachsenen Insektenlarven werden im Zuge der Primärraffination zunächst durch Sieben vom Restsubstrat getrennt. Anschließend werden die Larven inaktiviert und getrocknet. Durch das nachfolgende Pressen der Larven wird zunächst eine grobe Fraktionierung in eine Fett- und eine Proteinfraktion ermöglicht. Das Rohfett kann anschließend durch weitere Prozessschritte gereinigt und für die jeweilige Weiterverwendung raffiniert werden. Die Proteinfraktion, der sog. Presskuchen, wird chemisch weiter entfettet, um möglichst reines Protein zu enthalten.
Neben den raffinierten Fett- und Proteinfraktionen verbleiben zudem mehrere Restfraktionen aus der Insektenbioraffinerie: nicht verwertetes Substrat und Exkremente der Larven (Frass), chitinhaltige Larvenhäute sowie adulte Fliegen. Diese Restfraktionen können im Zuge der Sekundärraffination ebenfalls zu wertvollen Rohstoffen umgesetzt werden.